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Sandro Viletta: «Ein Staubfänger wird das Buch nicht»

Am Wochenende erfolgt in Sölden der Ski-Weltcup-Start. Olympiasieger Sandro Viletta steigt erst einen Monat später in die Saison ein. Im Interview äussert er sich zu den gesteigerten Erwartungen und zum «Bündner Sport Jahrbuch».

Südostschweiz
22.10.14 - 15:20 Uhr

Ski aplin. – Der Bündner Sportler des Jahres, Sandro Viletta, freut sich auf den Saisonstart – und auf das «Bündner Sport Jahrbuch». Darin ist dem Engadiner Olympiasieger ein Kapitel gewidmet.

Sandro Viletta, am Wochenende startet die Skisaison im österreichischen Sölden ohne den Superkombi-Olympiasieger. Sie steigen erst in einem Monat in den Weltcup ein. Sandro Viletta: Es ist gut, dass es bei mir erst Ende November losgeht. Bis dahin habe ich noch einige intensive Trainingskurse vor mir. Die brauche ich, damit dann alles passt.

Bei den Trainingsfahrten mit Ihren Teamkollegen werden die Zeiten gemessen. Wo stehen Sie im Vergleich zu den Schweizer Startern in Sölden? Man sieht schon, wer bereits in Form ist. Zum Teil gehen bei mir Disziplinen schon recht gut. Andere weniger. Das ist ganz normal. Ich bin im Zeitplan.

In welchen Disziplinen sind Sie auf Kurs, in welchen im Hintertreffen? Insgesamt bin ich in den technischen Disziplinen weiter. Das intensive Slalom- und Riesenslalomtraining im Sommer zahlt sich aus. Ich habe das bewusst forciert. Im Speedbereich muss ich bis zu den ersten Rennen noch zulegen – vor allem im Super-G. Abfahrtstrainings habe ich ebenfalls noch nicht viele absolviert. Die, die ich gefahren bin, waren aber in Ordnung.

Im letzten Winter schafften Sie in Sotschi den Coup in der Superkombination. Was hat sich nach dem Olympiasieg alles verändert? Die ersten Wochen waren heftig. Richtig einzuordnen, was ich geschafft habe, war nicht einfach. Es hat eine gewisse Zeit gebraucht. Eigentlich ist es noch immer wie ein Traum. Es gibt weiterhin Momente, an denen ich daran denke.

Sie wurden über Nacht auch zum Star der Schweizer Sportszene. Ich hätte nie gedacht, dass alles so extrem wird. Ich werde seit dem Sieg überall anders wahrgenommen. Egal, wo ich hingehe, ich werde dauernd auf Sotschi angesprochen.

Die Erwartungen für den kommenden Winter sind nach Ihrem Triumph am 14. Februar ungleich grösser. Können Sie denen gerecht werden? Das ist so. Das spüre ich auch. Für meine Vorbereitung hat sich dadurch aber nichts grundlegend geändert. Sie läuft wie immer ab. Ich habe wie in den Jahren zuvor im Sommer hart trainiert, da ändert der Olympiasieg nichts.

Was neu ist, sind die Verpflichtungen neben der Piste. Das ist so. Das ist aber nicht immer einfach. Sicher habe ich als Olympiasieger mehr zu tun. Ich habe mit Sponsoren und Medien klar mehr Termine als in den letzten Jahren. Nichtsdestotrotz versuche ich mich auf den Sport zu konzentrieren. Ich habe ein Management, das mich dabei unterstützt und für mich vieles erledigt.

Das braucht es. Ja, das braucht es. Ohne ein Management würde es nicht gehen.

Im Dezember werden Sie als Schweizer Sportler des Jahres zur Wahl stehen. Bündner Sportler des Jahres sind Sie bereits seit dem 13. Juni. Was bedeutet Ihnen diese Auszeichnung? Ich war zum ersten Mal als Gast an der Bündner Sportnacht. Es war ein schöner Abend. Und es war eine schöne Ehrung. Ich sehe die Wahl vor allem als Anerkennung. Gleichzeitig hatte ich Kontakt mit anderen Sportlern. Man konnte sich unterhalten, hat Hintergrundinformationen erhalten. Das machte es spannend. Mich interessiert, wie andere trainieren, was andere für einen Aufwand betreiben und noch vieles mehr.

Sie sagten an der Bündner Sportnacht, dass Sie von ganzem Herzen Bündner sind. Können Sie das kurz erklären? Graubünden ist meine Heimat und wird immer meine Heimat sein. Ich bin einfach gern in diesem Kanton. Bündner Sportler zu sein bedeutet mir deshalb viel.

Anfang Dezember gibt der Bündner Verband für Sport und der So-media Buchverlag das «Bündner Sport Jahrbuch 2014» heraus. Ein Kapitel ist Ihnen gewidmet. Ist auch das eine Ehre für Sie? Klar freut mich das. Ich werde mir das Buch anschauen, sobald ich es in die Hände bekomme. Vielleicht wird mir ja ein Exemplar geschenkt (lacht).

Dario Cologna, Nino Niederreiter, Carlo Janka und, und, und – die Liste der Bündner Sportler des Jahres ist imposant. Irgendwie logisch, dass der Sportkanton Graubünden der einzige Kanton sein wird, der über ein eigenes Sportjahrbuch verfügt. Das «Bündner Sport Jahrbuch 2014» ist eine schöne Sache für den Kanton und natürlich den Bündner Sport – keine Frage. Dass es bei uns erstmals ein solches Buch gibt, freut mich als Bündner. Wie ich gehört habe, soll es auch nicht bei diesem Buch bleiben. Es soll in den nächsten Jahren zur Tradition werden. Das ist natürlich zu begrüssen. Ein Staubfänger wird das Buch bestimmt nicht. Ich werde es regelmässig anschauen und dann sicherlich in Gedanken schwelgen.

Trotz Ihrer offensichtlichen Verbundenheit zu Graubünden sind Sie im Sommer nach Zürich umgezogen. Eigentlich ein Widerspruch. Das ist nicht ganz korrekt. Ich habe nur meine Wohnung in Zizers aufgegeben und lebte im Sommer wegen des Trainings in Zürich. Mein Wohnsitz ist weiterhin im Engadin.

Im Winter wird man Sie also auch künftig in La Punt antreffen? Im Winter bin ich viel unterwegs. Wenn ich zwischen den Renneinsätzen aber nach Hause fahre, dann nach La Punt.

Sprechen wir nochmals über die bevorstehende Saison. Wo und wie setzen Sie die Prioritäten und rechnen sich die besten Chancen aus? Ich habe vor Sotschi gewusst, dass ich schnell Ski fahren kann. Daran hat sich nichts geändert. Nun will ich natürlich den Olympiasieg bestätigen. Die grössten Ambitionen habe ich dabei im Super-G. Er ist meine erste Disziplin. Dort möchte ich an die Weltspitze zurück.

Auf die Kombination, in der Sie an den Olympischen Spielen triumphiert haben, setzen Sie nicht? Natürlich möchte ich auch in der Kombination vorne mitfahren. Die Start-gelegenheiten sind aber beschränkt. Deshalb setze ich primär auf den Super-G. Er ist auf meine Stärken zugeschnitten. Ich habe es gerne, wenn es Schwung auf Schwung geht. (rw)

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