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Nino Schurters Weg geht weiter

Auch mit allen drei Medaillen ist Nino Schurters Geschichte nicht zu Ende.

Südostschweiz
22.08.16 - 10:44 Uhr
Sport

Ein Kommentar von Kristian Kapp

Wäre es ein Sportfilm made in Hollywood, die Fachwelt würde ihn zerreissen: Zu kitschig. Viel zu kitschig. Doch Nino Schurters Erfolg an Sommerspielen ist seit gestern keine Fiktion, sondern Sportgeschichte. Bronze 2008 bei der ersten Teilnahme als Rookie, der überraschend als letzter Fahrer des Landes nominiert wurde. Silber 2012 bei der zweiten Teilnahme, diesmal als Co-Favorit, nach bitterer Niederlage im Endspurt in einem der denkwürdigsten Mountainbikerennen aller Zeiten. Und nun Gold 2016 bei der dritten Teilnahme als mittlerweile erfolgsverwöhnter Routinier und Hauptfavorit.

Schurter ist zwar nicht der erste Bündner Olympiasieger an Sommerspielen. Historisch ist sein Gewinn der drei Medaillen allemal. Die Art und Weise steht für die Beharrlichkeit, die Schurter nebst all seinen technischen Fähigkeiten auszeichnet. Er hat in seiner Karriere nicht viele schmerzhafte Niederlagen erlitten. Jene 2012 in London gehörte dazu, und er hat die richtigen Schlüsse daraus gezogen. Schurter arbeitete danach noch härter, noch mehr auf Details versessen und hat in den letzten vier Jahren den Massstab in seiner Sportart gesetzt. Er hat etwas erreicht, was nur wenigen Athleten gelingt: Seine eigene Sportart zu definieren. Cross Country, das ist Nino Schurter. Schurter, das ist Cross Country. Alle, auch seine engsten Konkurrenten, schauen zu Schurter hinauf, eifern ihm nach, sehen in ihm Antrieb und Vorbild in einem.

Und der Weg ist keinesfalls zu Ende. Die Steigerung nach den Rängen 3, 2 und 1 an olympischen Spielen ist zwar nicht möglich, mehr als Gold geht nicht. Schurter kann sich nun aber drauf und dran machen, der Allergrösste seines Sports zu werden. Er hat gute Chancen, bis zum Karrierenende sowohl die Anzahl Weltmeistertitel als auch Gesamtweltcupsiege in für seine Nachfolger kaum zu erreichende Höhen zu schrauben. Und Schurter dürfte auch 2020 in Tokio zu den Anwärtern auf eine Medaille gehören. Was im Cross Country alles möglich ist, wenn das ganze Paket stimmt, beweist der 36-jährige Julien Absalon auch diese Saison. Schurter wird in Japan «erst» 34 sein.

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