×

Mathias Joggi geht in ein ECHL-Camp

Mathias Joggi beginnt sein Nordamerika-Abenteuer tief unten. Der Verteidiger des HC Davos wird Ende September ins Camp der Ontario Reign einrücken. Das Team aus Kalifornien spielt in der drittklassigen ECHL.

Südostschweiz
08.09.13 - 21:48 Uhr

Los Angeles. – «Es ist nicht wirklich das, was ich mir erhofft habe», gesteht Mathias Joggi. Seit dem 17. Juni trainiert der Bieler, der die letzten fünf Jahre für den HC Davos zunächst stürmte und dann von Trainer Arno Del Curto zum Verteidiger umfunktioniert wurde, in Los Angeles gemeinsam mit anderen Eishockeyspielern. Joggis Plan war, in ein Camp eines NHL-Teams einrücken zu können, um dann in einem Team der Farmteam-Liga AHL unterkommen zu können.

Nun muss er ganz tief unten Anlauf nehmen: Die Ontario Reign haben ihm einen Platz in ihrem Trainingscamp offeriert. Das kalifornische Team, das rund 100 Kilometer von seinem aktuellen Wohnort in Marina Del Rey – einem Vorort von L.A. – entfernt ist, spielt nur in der drittklassigen ECHL.

Dass es Joggi nicht gleich in die NHL reichte, war zu erwarten. Auf dem Weg in die AHL wurde ihm vorerst auch sein Alter zum «Verhängnis». Mit 27 zählt er in jener Liga zu den «Overagern», deren Anzahl pro Team reglementarisch stark eingeschränkt ist. «Und ich habe sozusagen ein ‘dummes’ Jahr erwischt», erklärt Joggi. «Eine Saison nach dem Lockout in der NHL hat es extrem viele vertragslose Spieler auf dem Markt.»

Doch nicht zurück in die Schweiz

Er lässt sich nun aber nicht unterkriegen. «Ursprünglich dachte ich, dass ich zurück in die Schweiz gehen würde, wenn es nicht für die AHL reicht», sagt er. Doch er habe sich nun umentschieden: «Ich sehe die Sache nicht als Rückschritt und nehme die Challenge an.» Joggi ist zuversichtlich, sich im Camp von Ontario einen Platz ergattern zu können. Vom Spielniveau her ist die ECHL klar unter der Schweizer NLA einzustufen, physisch geht es indes durchaus zur Sache. «Und das liebe ich», sagt Joggi, der mit seinen 187 cm und knapp 100 kg Idealmasse fürs rauere Spiel mitbringt. «Ich habe nichts dagegen, hart zu spielen. Oder wenn gegen mich hart gespielt wird.» Bereits in der Schweiz galt der Bieler nicht wirklich als Kind von Traurigkeit …

In der ECHL die Schlittschuhe schnüren zu müssen, bedeutet für Joggi auch, finanzielle Einbussen in Kauf zu nehmen. Ein Spieler dieser Liga verdient zwischen 500 und 1000 US-Dollar pro Woche, immerhin sind Wohnung und auch grösstenteils Verpflegung vom Klub bezahlt. «Das Finanzielle ist nicht prioritär», sagt Joggi. «Wenn es mir ums Geld ginge, wäre ich in der Schweiz geblieben.» Da er nun seit fast drei Monaten in den USA ohne Einkünfte lebt, habe er auch gelernt zu sparen. «Das geht schon, das Leben hier ist billiger als bei uns zu Hause.»

«Ich finde sicher eine Lösung»

An ein Scheitern denkt Joggi nicht. «Ich freue mich auf diese neue Erfahrung. Es ist hier halt normal, dass du dich von unten nach oben kämpfen musst.» Was aber, wenn alle Stricke reissen? Vertraglich würde er noch dem HC Davos gehören. «Davos und Trainer Arno Del Curto wären in jenem Fall sicher meine ersten Anlaufstellen», sagt Joggi. Ihm ist aber auch klar, dass er vielleicht keinen Platz mehr hätte. «Natürlich kann es sein, dass Davos dann genug Verteidiger hat.» Auch das mache ihm keine Angst. «Ich finde sicher auch dann irgendeine Lösung.» Joggi sprach stets davon, einmal im Leben als Eishockeyaner das Abenteuer Nordamerika erleben zu wollen. Nun steht er am Anfang eines echten Abenteuers in der ECHL. (kk)

www.ontarioreign.com

Kommentieren
Wir bitten um euer Verständnis, dass der Zugang zu den Kommentaren unseren Abonnenten vorbehalten ist. Registriere dich und erhalte Zugriff auf mehr Artikel oder erhalte unlimitierter Zugang zu allen Inhalten, indem du dich für eines unserer digitalen Abos entscheidest.
Mehr zu MEHR