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FCZ-Trainer Meier weg, Chikhaoui nach Katar

Am Tag nach der Derby-Niederlage gegen GC kam es beim FC Zürich zum grossen Knall. Trainer Urs Meier ist weg, Captain Yassine Chikhaoui wechselt per sofort nach Katar zu Al-Gharafa.

Südostschweiz
03.08.15 - 15:47 Uhr
Fussball

FCZ-Präsident Ancillo Canepa legte die wichtigsten Gründe, die zur Freistellung von Urs Meier als Chefcoach geführt hatten, an einer kurzfristig einberufenen Medienkonferenz im Letzigrund dar. Er sagte: "In den ersten vier Pflichtspielen dieser Saison sind unsere Erwartungen nicht erfüllt worden. Wir fielen zum Teil in alte Muster zurück. In gewissen Phasen waren die Auftritte der Mannschaft blutleer. Die Entwicklung verlief nicht nach Wunsch, dabei war der Totomat nicht allein ausschlaggebend. Das Risiko war uns jetzt zu gross, dass wir in eine Negativ-Spirale geraten. Wenn man mal in solch einer drin ist, ist es sehr schwierig, wieder herauszufinden."

Meier bleibt im FCZ vorerst angestellt. Canepa legt Wert auf die Feststellung, dass Meier nicht aus seinem unbefristeten Vertrag entlassen ist und in Bälde mit einer anderen Aufgabe innerhalb der FCZ-Organisation betraut werden könnte.

Mit der Absetzung von Urs Meier hat der FC Zürich auf eine anhaltende Baisse reagiert. Mit ihm kämpfte der Klub seit Monaten an den verschiedensten Fronten mit Problemen. Die Mannschaft stagnierte bereits in der letzten Saison. In der abgelaufenen Meisterschaft musste sie nach einem perfekten Start sogar froh sein, dass sie am Ende noch den 3. Rang retten konnte.

Miserabel ist vor allem die Heim-Bilanz aus diesem Jahr. Seit der Winterpause konnte der FCZ in der Super League zuhause nur einen Sieg einfahren. In der Regel musste er im Letzigrund happige Enttäuschungen verkraften. Die Misere setzte sich in der neuen Saison fort. In der vergangenen Woche kassierte der "Stadtclub" gegen Dynamo Minsk (0:1 in der Europa-League-Qualifikation) und Stadtrivale GC (2:3 in der Super League) die nächsten bitteren Heim-Niederlagen.

Für Meier sammelten sich die Erschwernisse auch ausserhalb des Spielgeschehens an. In den letzten Wochen entschlossen sich ein paar Spieler, den Verein zu verlassen. Bei gewissen abgewanderten Talenten hiess es, dass sie beim FCZ keine Perspektiven mehr sehen würden. Zudem wurde die Absenzenliste wieder länger. Und die Thematik, dass Captain Yassine Chikhaoui zum Saisonstart dispensiert wurde, um sich länger zu erholen und in seine Heimat zu reisen, liess erneut einiges an Unruhe aufkommen. Der FCZ war erst im Frühling heftig erschüttert worden, als der beim Publikum beliebte Stammgoalie David da Costa entmachtet wurde.

In früheren Zeiten beim FCZ hatte Meier noch die Sonnenseiten des Trainer-Lebens kennenlernen dürfen. Mitte 2014 hatte er den Klub zum Titelgewinn im Schweizer Cup und in die Europa-League-Gruppenphase geführt. Den Trainer-Job beim FCZ hatte Meier im November 2012 als Nachfolger von Rolf Fringer angetreten. Meier wurde damals intern von der U21 zum Fanionteam befördert.

Bis der FCZ einen Nachfolger für Meier gefunden hat, betreuen die bisherigen Assistenten Massimo Rizzo und Alex Kern das Team, das in der Super League mit lediglich zwei Punkten an vorletzter Stelle klassiert ist. Das Duo ist bereits am kommenden Donnerstag gefordert, wenn es auswärts gegen Dynamo Minsk darum geht, in der Europa-League-Qualifikation das Ausscheiden zu verhindern.

Die Reise nach Weissrussland bereits nicht mehr antreten wird Captain Chikhaoui. Der 28-jährige Tunesier hat sich entschlossen, seine Karriere in Katar bei Al-Gharafa fortzusetzen. Beim Klub aus Doha hatte einst auch Hakan Yakin gespielt.

Chikhaoui hätte beim FCZ noch einen bis Sommer 2017 gültigen Vertrag besessen. Der Nordafrikaner hatte in seinen acht Jahren in Zürich sein ungeheures Potenzial mehrfach angedeutet, wegen seiner Verletzungsanfälligkeit aber viele Einsätze verpasst. Die FCZ-Datenbank weist für Chikhaoui nur gerade 154 Pflichtspiele aus. Er erzielte dabei 30 Tore.

Chikhaouis fussballerische Qualitäten waren stets unbestritten. Man darf ihn getrost zu den begabtesten Spielern zählen, die jemals in der Super League aufgetreten sind. Ebenso bekannt wie seine Künste auf dem Rasen war jedoch seine Fragilität.

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