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Florence Schelling hat noch keinen Spengler Cup verpasst

Im Leben von Florence Schelling hat Eishockey seit jeher eine grosse Bedeutung. Im Alter von neun Monaten erlebte sie ihren ersten Spengler Cup. Verpasst hat sie bisher keine Austragung.

Südostschweiz
30.10.14 - 14:47 Uhr

Eishockey. – Heute ist Eishockey sowohl als Sportlerin wie auch beruflich der Lebensmittelpunkt von Florence Schelling. Im Interview spircht der erfolgreichste Eishockey-Goalie der Schweiz über das Turnier, die Olympische Medialle und dass sie gerne einmal am Spengler Cup spielen würde.

Schelling spielte dreimal an Olympischen Spielen, achtmal an Weltmeisterschaften und gewann an diesen beiden Grossanlässen je eine Bronzemedaille. Zwischen Weihnachten und Neujahr wird sie den Spengler Cup besuchen und versuchen, den Goalies den einen oder anderen Trick abzuschauen.

Florence Schelling, welche Gedanken haben Sie, wenn Sie an den Spengler Cup denken? Florence Schelling: Sehr viele. Seit ich geboren bin, war ich jedes Jahr am Spengler Cup, so wie es mein Vater bereits als Kind war. Wir sind jedes Jahr zwischen Weihnachten und Neujahr mit der ganzen Familie in Davos. Das ist jedes Jahr etwas ganz Schönes und Besonderes. Ich kann mich daran erinnern, dass mein Vater meine Brüder Philippe und Nicolas sowie mich mit dem Schlitten an die Spiele zog. Während des Abendspiels bin ich dann meist eingeschlafen.

Sie haben damit in den letzten 25 Jahren keinen Spengler Cup verpasst? Ich sah jedes Jahr eines bis zwei Spiele, je nachdem wie es mit dem Training und den Spielen, die ich selber zu absolvieren hatte, aufging.

Würden Sie selber gerne am Spengler Cup mitspielen? Ja, dies hätte für mich eine riesengrosse Bedeutung. Wir sagten immer, wenn jemand von unserer Familie da mitspielen könnte, wäre dies das Nonplusultra. Vor drei Jahren schaffte dies mein Bruder Philippe mit den Kloten Flyers. Das war sehr speziell für uns. Wenn ich am Spengler Cup spielen könnte, würde ich nie nein sagen. Wohl wird dies aber nicht passieren.

Welche Rolle würde das Nationalteam der Eishockeyanerinnen beim Turnier einnehmen? Diese Frage ist sehr schwierig zu beantworten. Ich glaube, wir würden uns sehr in die Erinnerungen der Beteiligten und Zuschauer spielen. Spielerisch hätten wir keine Chance. Mit unserer Freude und unserer Ausstrahlung könnten wir aber sehr viel bewegen.

Sie haben mit der Frauennationalmannschaft an Olympia in Sotschi die Bronzemedaille gewonnen. Wie nachhaltig ist diese Medaille? Bei mir persönlich ist sie allgegenwärtig. Ich werde immer wieder zu Anlässen eingeladen, die ich sonst nicht besuchen könnte. Ich habe durch das Eishockey sehr viele Leute kennen gelernt, die mich bei meinen Zielen auch unterstützen.

Was bedeutet Ihnen der Hockey Award für herausragende internationale Leistungen, mit dem das Team ausgezeichnet wurde? Es ist sehr schön, dass wir in der Schweiz diese Anerkennung erhielten.

Sie arbeiten seit letztem Juni bei der International Ice Hockey Federation IIHF. Sind sie auch dank dem Sport zur IIHF gekommen? Nein, das denke ich nicht. Da stand mein guter Schulabschluss mit Bachelor of Science in Business Administration, den ich an der Northeastern University ablegte, im Vordergrund. Das Studium hingegen war wie ein Lohn für meine sportlichen Leistungen. Ohne den Sport hätte ich mir meinem Aufenthalt in den USA nicht leisten können. Meine Zeit bei den Elite-Junioren war damals vorbei. Ich überlegte mir meinen nächsten Schritt in meinem sportlichen Werdegang. Es standen Nationalliga B, Erstliga oder auch das Beenden der Sportkarriere zur Diskussion. Ich wollte immer studieren. Doch ein Studium und auf diesem Niveau Sport zu betreiben ist bei uns kaum zu vereinbaren. Deshalb entschied ich mich für ein Studium in den USA und erhielt verschiedene Angebote von Universitäten.

Kommen Sie bei Ihrer Arbeit bei der IIHF auch mit dem Spengler Cup in Kontakt? Ja, ich bin ins Statistik-Programm involviert, das am Spengler Cup angewendet wird.

Dann dreht sich bei Ihnen 24 Stunden am Tag alles ums Eishockey? Nein, so extrem ist das nicht. Natürlich hat meine Arbeit mit Hockey zu tun, aber vielmehr mit Informatik.

Sie arbeiten 100 Prozent, absolvieren zwei Meisterschaftsspiele die Woche, trainieren dreimal mit Bülach und spielen, wenn Bülach am Sonntag spielfrei ist, mit dem Frauenteam des SC Reinach. Wie bringen Sie das alles unter einen Hut? Zugegeben, das ist nicht einfach. Es bleibt nicht mehr viel Zeit, um anderes zu machen und ein Tag ist mit 24 Stunden schon fast zu kurz. Obwohl Schule nicht gleich intensiv ist wie arbeiten, habe ich schon damals gelernt, die Zeit einzuteilen und mich gut zu organisieren. Schaffe ich das nicht, benötigt es extrem viel Energie.

Gibt es bei soviel Struktur Zeit für Spontanes? Ja, ich bin sehr spontan. Letzte Woche rief mich zum Beispiel das Schweizer Fernsehen an. Es produzierte eine Story über Markus Peter, meinen ehemaligen Goalietrainer bei den ZSC Lions. Ich antwortete, ich sei gerade in der Mittagspause und hätte noch eine halbe Stunde Zeit. Es hat geklappt. Auf der anderen Seite bin ich natürlich dankbar, wenn Kollegen Verständnis für meine Situation haben. So wurde zum Beispiel Anfang Woche unser Freitagstraining gestrichen. Ich machte spontan mit einem Kollegen ab. Am Mittwochabend nach dem Spiel wurde dann entschieden, dass Donnerstagstraining ausfallen zu lassen und stattdessen am Freitag zu trainieren. Also musste ich meinem Kollegen wieder absagen. Solche Situationen tun mir natürlich leid.

Nochmals zurück zum Spengler Cup. Wen sehen Sie als Favoriten des Turniers und weshalb? Mal abgesehen von 2011, als mein Bruder mit Kloten am Spengler Cup spielte, ist mein Favorit immer Davos. Ansonsten stehe ich eigentlich nie hinter einer Mannschaft. Viel lieber schaue ich den Goalies über die Schultern.

Haben Sie ein Vorbild? Nein, ich schaue den Goalies gerne zu, frage mich, was ich übernehmen könnte. Dann probiere ich es aus und manchmal merke ich, dass die coolsten Dinge für mich unmöglich sind zu kopieren. Andere Dinge hingegen kann ich super übernehmen.

Wem schauen Sie denn besonders gerne zu? Ich bin nicht auf einen Goalie fixiert. Aber zugegeben, Cristobal Huet (Lausanne) imponiert mir, aber auch Leonardo Genoni (Davos), mit dem ich einst bei den GCK Lions spielte oder Lukas Flüeler (ZSC Lions).

Wie sehen Ihre sportlichen Ziele aus? Ich möchte in dieser Saison mit Bülach so weit wie möglich kommen. Mit der Nationalmannschaft will ich mich für die Weltmeisterschaft qualifizieren und Olympia-Bronze bestätigen. Mein Fernziel sind die Olympischen Spiele 2018 in Pyeongchang. Dies ist natürlich eine grosse Zeitspanne und mir ist bewusst, dass viele gute Goalies nachkommen. Deshalb wird sportlich in den kommenden Spielen alles von mir abverlangt.

Welches Spiel möchten Sie am diesjährigen Spengler Cup nicht verpassen? HC Davos gegen das Team Canada am 26. Dezember. (so)

Zum Spielplan gehts hier.

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