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Leichter Rückgang trotz Rekord in Bern

Die Schweizer Eishockeymeisterschaft weist nach der Qualifikation vorzügliche Zuschauerzahlen aus, auch wenn der Schnitt im Vergleich zur vorherigen Rekordsaison wieder unter die 7000er-Grenze fiel.

Südostschweiz
27.02.17 - 15:41 Uhr
Eishockey
Torjubel beim Meister und Qualifikationssieger Bern, der auch in der Zuschauer-Statistik die Messlatte setzt
Torjubel beim Meister und Qualifikationssieger Bern, der auch in der Zuschauer-Statistik die Messlatte setzt
KEYSTONE/THOMAS HODEL

Erst zum vierten Mal in der Geschichte mobilisierte die NLA mehr als 2 Millionen Zuschauer (2«064»737), wenn auch 43«041 weniger als während der Saison 2015/16. Der Schnitt pro Spiel liegt bei 6882, was immer noch mehr ist als das Fassungsvermögen der Hälfte der zwölf Arenen. Qualifikationssieger SC Bern, der unbestrittene Leader in Sachen Zuschauerzahlen in ganz Europa, begrüsste im Schnitt 16»399 Zuschauer - so viele wie überhaupt nie noch während der Qualifikation.

Die Klubs im grünen Bereich im Vergleich zur Vorsaison befinden sich allerdings klar in Unterzahl. In Kloten goutierten die Fans die Strategie des neuen Obmanns Hans-Ulrich Lehmann. Trotz des Verpassens der Playoffs kamen im Schnitt 439 Zuschauer mehr in die Eishalle am Schluefweg (5229 statt 4790). «Natürlich wollen die Fans immer noch Sieger sehen, das steht ausser Frage», so Lehmann. «Aber die Frage, ob die Leute unsere kompromisslose Linie goutieren, diese Frage stellt sich gar nicht. Denn wir haben gar keine andere Möglichkeit. Ansonsten gäbe es bald kein NLA-Hockey mehr zu sehen in Kloten.»

Komplizierter präsentiert sich die Situation in Lugano. Trotz einer enttäuschenden Qualifikation mobilisierte der HC Lugano im Schnitt 5911 Fans - Klubrekord! Erst vor sieben Jahren knackte Lugano erstmals die 4000er-Grenze; 2014 besuchten im Schnitt erstmals mehr als 5000 Zuschauer die Resega. Noch vor vier Jahren belegte Lugano innerhalb der NLA bei den Zuschauern bloss den 11. Platz. Aber Eishockey ist in Lugano derzeit «in und angesagt» und während sieben Monaten Stadtgespräch. Da spielt es keine Rolle, dass ausserhalb der Stadt nicht viele Anhänger mobilisiert werden können.

Der neue Zuspruch hängt auch damit zusammen, dass der Verein auf Eigengewächse setzt. Elvis Merzlikins, Alessio Bertaggia, Raffaele Sannitz, Luca Fazzini, Alessandro Chiesa, Luca Romanenghi, Riccardo Sartori, Giovanni Morini, Elia Riva und Colin Fontana stammen alle aus dem eigenen Nachwuchs. Das kommt gut an in der heimatverbundenen Region, die vor einem Jahr die Durchsetzungsinitiative annahm.

Der Rest der Liga büsste Zuschauer ein, die meisten die ZSC Lions (-604). Happige Abstriche musste trotz der überraschenden Playoff-Qualifikation auch Biel machen (-481), ausserdem blieben die Zahlen in Genf (-421) und Fribourg (-398) und Ambri-Piotta (-303) unter den Erwartungen.

Generell ist festzuhalten, dass sich die Liga bei den Zuschauern nahe am Optimum bewegt. Die grossen Bewegungen gab es in den letzten Jahren, als Klubs mit vielen Zuschauern neu in die NLA aufstiegen: Biel ersetzte Basel (2008/Steigerung von 1,6 auf 1,8 Mio. Zuschauer), Lausanne ersetzte Langnau (2013/anschliessend erstmals mehr als 2 Mio.), und die SCL Tigers kehrten auf Kosten von Rapperswil-Jona in die NLA zurück (2015/Steigerung auf 2,1 Mio.). Von den Aufstiegsanwärtern in der NLB verfügt keiner über das Potenzial zu einem Schnitt im Bereich von knapp 5000 Zuschauern, in dem sich Ambri-Piotta (11. im Zuschauer-Ranking) und Davos (12.) bewegen.

Bei den ZSC Lions ist man überzeugt, dass innovatives Denken gefragt ist, um die Attraktivität des Produkts zu steigern. Dass vor einem Jahr der Qualifikationssieger (ZSC Lions) gleich in der ersten Playoff-Runde und ohne einen Sieg ausschied, steigerte den sportlichen Wert der Regular Season auch nicht. In den ersten acht Saisons nach der Einführung der Playoffs wurde der Qualifikationssieger sechsmal auch Meister - in den letzten zehn Jahren aber nur noch dreimal. Dafür ging der Titel in den letzten fünf Jahren dreimal an einen Klub, der in den Viertelfinals noch nicht einmal Heimvorteil genoss (2012 ZSC Lions als 7., 2015 Davos als 5. und 2016 Bern als 8.).

Kann der Qualifikationssieger SC Bern diesen Trend widerlegen? Immerhin legte der Meister eine beeindruckende Regular Season aufs Eis. Bern holte mit 109 Punkten so viele Punkte wie seit 2011 kein Qualifikationssieger mehr. Damals beendete der HC Davos die Regular Season mit 113 Punkten vor Kloten mit 112 Zählern. Beide Teams marschierten anschliessend in den Playoff-Final durch.

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