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Es gibt nicht nur Tore und Assists – die «anderen» Zahlen beim HCD

Bei der Beurteilung von Spielern im Eishockey liegt der Fokus auf den Skorerpunkten. Exklusive Statistiken von «suedostschweiz.ch» zeigen am Beispiel HC Davos, dass das falsch ist.

Südostschweiz
21.01.17 - 12:49 Uhr
Eishockey
Daniel Rahimi im Zweikampf mit Berns Alain Berger. Bild Keystone
Daniel Rahimi im Zweikampf mit Berns Alain Berger. Bild Keystone

von Kristian Kapp

Null Tore in 32 Spielen, nur drei Assists, Minus-8-Bilanz. Daniel Rahimi, schwedischer Verteidiger beim HC Davos, ist als Ausländer in der Nationalliga A eine Fehlbesetzung. Diese Meinung ist bei Beobachtern in der Nationalliga A grösstenteils gemacht. Sie war es eigentlich schon vor der Saison: Für einen defensiven Defensivverteidiger eine Ausländerlizenz «verschwenden»? Kann man nicht machen. Oder doch? Ein zweiter Blick lohnt sich.

Seit der aktuellen Saison 2016/17 ist die exakte Eiszeit im Schweizer NLA-Eishockey endlich auch erfasst. Wer steht wie oft bei numerischem Gleichstand auf dem Eis, wie oft im Powerplay, wie oft in Unterzahl? All das kann, genauso wie die Skorerpunkte, Tore und Assists nachgeschaut werden. Die Eiszeit an sich ist bereits eine interessante Statistik, lässt den Wert eines Spielers aber ebenfalls nur erahnen. Offiziell nicht zugänglich sind die Zahlen, wie oft ein Spieler bei Plus- und Minus-Toren auf dem Eis steht. Die öffentlich zugängliche Plus/Minus-Bilanz verrät sie nicht. Eine Minus-8-Bilanz kann sich aus null Plus- und acht Minustoren zusammensetzen, die der Spieler auf dem Eis erlebte. Aber auch aus 40 Plus- und 48 Minustoren. Ist der Verteidiger mit der Minus-4-Bilanz, die sich aus 10:14 Toren ergibt, wirklich schlechter als jener mit der Plus-4-Bilanz, die sich aus 40:36 Toren errechnet?

Die genaue Antwort liefert erst jene Zahl, die sich aus dem Verhältnis der Eiszeit und den Toren, die in dieser Zeit fallen, ergibt. Also: Wie lange steht ein Spieler im Durchschnitt auf dem Eis, bis ein Gegentor oder ein Plustor fällt? Genau das präsentiert hier «suedostschweiz.ch» exklusiv mit den Zahlen der Davoser Spieler. Berücksichtigt werden nur Stammspieler, oder solche, die mindestens die Hälfte aller NLA-Partien diese Saison bestritten haben.

1) Plustore bei numerischem Gleichstand

Hier sieht man, wie lange ein Spieler bei numerischem Gleichstand im Durchschnitt auf dem Eis steht, bis seine Mannschaft ein Tor erzielt. Je kürzer die Zeit, desto besser.

Top 10 Stürmer HCD (Eiszeit in Minuten:Sekunden)

1 Dario Simion 19:11
2 Mauro Jörg 19:40
3 Marc Wieser  21:22
4 Robert Kousal 24:18
5 Perttu Lindgren  24:29
6 Tino Kessler  25:54
7 Samuel Walser 26:06
8 Andres Ambühl 26:21
9 Enzo Corvi   26:45
10 Dino Wieser 32:20


Top 6 Verteidiger HCD (Eiszeit in Minuten:Sekunden)

1 Beat Forster   20:48
2 Noah Schneeberger 21:30
3 Sven Jung   21:42
4 Simon Kindschi 24:30
5 Claude Paschoud 25:04
6 Félicien Du Bois 31:42

 

2) Minustore bei numerischem Gleichstand

Hier sieht man, wie lange ein Spieler bei numerischem Gleichstand im Durchschnitt auf dem Eis steht, bis seine Mannschaft ein Tor kassiert. Je länger die Zeit, desto besser.

Top 10 Stürmer HCD (Eiszeit in Minuten:Sekunden)

1 Chris Egli  70:36
2 Tuomo Ruutu 38:52
3 Tino Kessler   31:05
4 Samuel Walser 26:06
5 Robert Kousal 25:39
6 Enzo Corvi   22:18
7 Perttu Lindgren 22:15
8 Dino Wieser  20:47
9 Marc Wieser 20:29
10 Dario Simion 17:35


Top 6 Verteidiger HCD (Eiszeit in Minuten:Sekunden)

1 Sven Jung  28:23
2 Fabian Heldner 24:34
3 Simon Kindschi  24:30
4 Félicien Du Bois 24:14
5 Daniel Rahimi  23:54
6 Noah Schneeberger 23:32

 

3) Plustore im Powerplay

Hier sieht man, wie lange ein Spieler im Powerplay (Überzahl) auf dem Eis steht, bis seine Mannschaft ein Tor erzielt. Je kürzer die Zeit, desto besser. Berücksichtigt sind nur Spieler, die im Durchschnitt minimum 1 Minute pro Match Powerplay spielen. Die Spieler mit dem Stern* sind die Akteure, die minimum 2 Minuten pro Match Powerplay spielen.

1 Félicien Du Bois* 5:02
2 Enzo Corvi*   5:18
3 Dario Simion   5:22
4 Dino Wieser*  5:42
5 Perttu Lindgren* 6:00
6 Marc Wieser* 6:11
7 Robert Kousal* 6:12
8 Beat Forster*  7:07
9 Andres Ambühl* 7:16
10 Mauro Jörg  7:21
11 Tuomo Ruutu* 9:49
12 Gregory Sciaroni* 11:21
13 Samuel Walser 12:58
14 Noah Schneeberger 16:20

 

4) Minustore im Boxplay

Hier sieht man, wie lange ein Spieler im Boxplay (Unterzahl) auf dem Eis steht, bis seine Mannschaft ein Tor kassiert. Je länger die Zeit, desto besser. Berücksichtigt sind nur Spieler, die im Durchschnitt minimum 1 Minute pro Match Boxplay spielen. Die Spieler mit dem Stern* sind die Akteure, die minimum 2 Minuten pro Match Boxplay spielen.

1 Daniel Rahimi* 21:29
2 Tuomo Ruutu 14:41
3 Noah Schneeberger* 14:21
4 Mauro Jörg  14:03
5 Enzo Corvi   13:02
6 Robert Kousal 11:30
7 Claude Paschoud 11:02
8 Dino Wieser*  9:26
9 Andres Ambühl*  8:24
10 Fabian Heldner  8:24
11 Félicien Du Bois* 8:06
12 Marc Wieser   7:47
13 Perttu Lindgren* 7:26
14 Beat Forster* 7:10


Anmerkungen:Zu beachten gilt bei Power-, vor allem aber bei Boxplay, dass Tore bei 5-gegen-3-Powerplays genauso darin enthalten sind wie Tore bei 5-gegen-4 oder 4-gegen-3. Wird ein Spieler öfter in doppelter Unterzahl eingesetzt, kassiert er folglich häufiger ein Gegentor. Zudem ist zu beachten, wie viel Eiszeit ein Spieler generell erhält. Spieler mit höherer Gesamteiszeit tendieren eher dazu, mehr Fehler zu begehen und folglich auch bei mehr Gegentoren auf dem Eis zu stehen. Die Top-10 der Gesamteiszeit pro Spiel beim HC Davos sind Beat Forster, Andres Ambühl, Perttu Lindgren, Félicien Du Bois, Tuomo Ruutu, Marc Wieser, Daniel Rahimi, Noah Schneeberger, Dino Wieser und Robert Kousal.

Bemerkenswert sind bei allen Vorbehalten diese Zahlen:

  • Chris Eglis 70:36 Minuten, die er bei numerischem Gleichstand ohne Gegentor bleibt. (Oder blieb, er fällt bis Saisonende verletzt aus). Mit anderen Worten: Stand Egli auf dem Eis, gab es kaum einmal ein Gegentor für Davos.
  • Dario Simions 19:11 und Mauro Jörgs 19:40 Minuten, die sie bloss bei numerischem Gleichstand «brauchen», um bei einem Plustor auf dem Eis zu stehen. Bemerkenswert auch, dass beide bei den Gegentoren zu unterst zu finden sind. Es fallen also auf beiden Seiten häufig Tore, wenn Jörg oder Simion auf dem Eis stehen.
  • Daniel Rahimis 21:29 Minuten, die er im Schnitt ohne Gegentor im Unterzahlspiel bleibt. Wenn berücksichtigt wird, dass der Schwede gemeinsam mit Félicien Du Bois am häufigsten aller Davoser Verteidiger im Boxplay eingesetzt wird, ergibt das einen fast schon unreal guten Wert. Auch Tuomo Ruutus 14:41 Minuten lassen sich sehen, er wird allerdings weitaus seltener im Boxplay eingesetzt. Leider liegt «suedostschweiz.ch» kein Vergleichwert mit anderen Teams vor, die Chance aber, dass Rahimi der effizienteste Boxplay-Spieler der Liga ist, ist mit diesem Wert gross.


Und damit zurück zur Anfangsfrage über den Wert eines Spielers. Wer ist wertvoller? Ein Spieler, der pro Match einen Skorerpunkt generiert? Oder ein Verteidiger, der mit dafür sorgt, dass seine Mannschaft ligaweit eines der besten Boxplays spielt und damit Gegentore en masse verhindert?

Statistiken: Kristian Kapp / www.sihf.ch

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