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Zwischen Anbauschlacht und Evakuation

Vor 75 Jahren brach der Zweite Weltkrieg aus. Zeitzeugen aus dem Linthgebiet erinnern sich an diese Zeit zurück.

Südostschweiz
30.08.14 - 21:00 Uhr

Als am 1. September 1939 in der Region die Sirenen heulten, die Glocken aller Dorfkirchen läuteten, wussten die Menschen: Der Krieg hatte begonnen. Das Blutvergiessen fand an Fronten statt, die weit ausserhalb der Schweizer Grenzen verliefen. Und doch hatten die Menschen in der Region den Krieg täglich vor Augen.

Väter und Söhne rückten zur Mobilmachung an ihren Waffenplatz ein. Frauen übernahmen die Arbeit auf dem Hof. In der Linthebene galt es, nach dem Plan Wahlen die Anbauschlacht gegen den Hunger zu gewinnen. Polnische Soldaten arbeiteten und lebten in Lagern in der Region.

«Die Polen haben die Linthebene fruchtbar gemacht», berichtet der 90-jährige Eugen Schöbi in Kaltbrunn. Ein polnischer Hauptmann wurde sein Freund. «Es war ein Muss ohne Murren», erinnert sich Benjamin Glaus an seinen Aktiv-Dienst. Der 91-jährige Benkner rettete italienischen Partisanen das Leben. Und die 87-jährige Annie Heckmann aus Weesen bewegt immer noch, dass ihr deutscher Vater auf viel Ablehnung stiess.

Politisch geächtet

Der Zweite Weltkrieg beschäftigt auch den 64-jährigen Dieter Roduner aus Wagen. Sein Grossvater Paul Grüninger hatte als St. Galler Polizeikommandant kurz vor dem Krieg hunderte jüdische Flüchtlinge illegal einreisen lassen. 1939 wurde er entlassen und 1940 verurteilt.

Über seinen Tod im Jahr 1972 hinaus blieb er in der Schweiz politisch geächtet. Erst nach langem Kampf durch seine Nachfahren und politischen Mitstreiter rehabilitierte ihn der Kanton Mitte der 90er Jahre politisch und juristisch. Kürzlich hat ihn auch die St. Galler Kantonspolizei geehrt. (un/pb)

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