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Verhüllungsfrage führt im Tourismus zu Diskussionen

Der Schweizer Tourismus bangt wegen des Burkaverbots um zahlungskräftige Touristen aus arabischen Ländern. Gewerbeverbands-Präsident Jean-François Rime hingegen meint, das Verhüllungsverbot, welches das Tessin plane, habe keinen Einfluss auf den Tourismus.

Südostschweiz
29.09.13 - 17:54 Uhr

Bern. – «Diese Gefahr wird übertrieben», sagt Rime gegenüber dem «SonntagsBlick». Er glaube nicht, dass Touristen aus arabischen Ländern ausbleiben.

Er selbst habe in arabischen Ländern wenig Frauen in Burkas gesehen. «Deshalb glaube ich nicht, dass verschleierte Touristen aus diesen Staaten viel Geld in die Schweiz bringen. Für die Wirtschaft und das Gewerbe sind Burka und Niqab kein grosses Thema und auch kein ökonomisches Problem.»

Ganz anders sieht das die Direktorin des Schweizer Tourismus-Verbandes, Barbara Gisi in der gleichen Zeitung: «Touristen aus den Golfstaaten werden sich überlegen, ob sie künftig in die Schweiz gehen sollen», sagt Gisi. «Ein nationales Burkaverbot könnte negative Auswirkungen haben.» Laut Schweiz Tourismus sind nämlich die Araber besonders spendierfreudig.

Offen bleibt weiterhin, ob das Verbot rechtlich durchsetzbar ist. Nach dem Entscheid des Tessiner Stimmvolkes muss sich nun auch das Parlament in Bern mit dem Verhüllungsverbot beschäftigen. Sollte es zum Schluss kommen, dass das Verbot gegen die Verfassung verstösst, könnte die Initiative zum Papiertiger werden.

SP-Frauen wollen nicht die Burka-Trägerinnen bestrafen

Aus einer anderen Perspektive betrachen die SP-Frauen das geplante Verhüllungsverbot. Sie wollen nicht Kleidungsstücke wie Burka oder Niqab verbieten, sondern jene Personen bestrafen, die Frauen zwingen, sie zu tragen.

SP-Parlamentarierinnen künden an, mit Vorstössen aktiv zu werden. Die Waadtländer Nationalrätin Cesla Amarelle bestätigte einen entsprechenden Bericht von «Le Matin Dimanche» und der «SonntagsZeitung».

Amarelle nennt die Diskussion zum Thema Verhüllung «eine gesellschaftliche Notwendigkeit». In den letzten 20 Jahren seien mehrere Strafnormen geschaffen worden, um die körperliche und seelische Integrität der Frauen zu schützen, darunter das Verbot von Zwangsheiraten.

Ressourcenverschwendung

Für den Zürcher Staatsrechtler Urs Saxer ist das Verbot verfassungswidrig. Zudem ist für ihn eines klar: «Es kann nicht Aufgabe der Polizei sein, Jagd auf sie (die Burkaträgerinnen) zu machen», sagt Saxer im «SonntagsBlick». Es sei ausserde meine Ressourcenverschwendung, Staatsangestellte damit zu beschäftigen.

Mit dem Verhüllungsverbot will das Tessin als erster Kanton der Schweiz das Tragen von Gesichtsschleiern in der Öffentlichkeit verbieten. Frauen soll in Zukunft verboten sein, in Burka (Ganzkörperschleier) oder Niqab (Gesichtsschleier) auf die Strasse zu gehen. Der Kanton folgt damit den Verhüllungsverboten, wie sie in Frankreich und Belgien gelten. (sda)

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