×

Uni und ETH planen wieder Versuche mit Affen

Das Institut für Neuroinformatik der Universität und der ETH Zürich will wieder Versuche mit Affen durchführen. Es hat beim Veterinäramt des Kantons Zürich im Frühjahr ein auf drei Jahre angelegtes Gesuch eingereicht.

Südostschweiz
19.09.14 - 20:54 Uhr

Zürich. – Geplant sind Versuche mit zwei bis drei Affen, um Gehirnprozesse zu erforschen. Die Universität bestätigte am Freitag einen entsprechenden Bericht des «Tages-Anzeiger». Seit 2009 waren am Institut keine Tierversuche mehr mit Primaten durchgeführt worden, nachdem das Bundesgericht das Verbot der Zürcher Behörden für zwei dort geplante Projekte mit Makaken bestätigt hatte.

Auch bei den jetzt geplanten Tierversuchen soll mit Makaken gearbeitet werden, wie die Universität Zürich auf Anfrage schreibt. Makaken verfügten neben dem Menschen und Menschenaffen «als einzige über einen ähnlich strukturierten Präfrontalen Cortex».

So bezeichnen Mediziner die stirnseitige Region des Gehirns. «Nur aufgrund dieser Ähnlichkeit kann auf die Abläufe im menschlichen Gehirn geschlossen werden.»

Der Schizophrenie auf der Spur

Die Forscher wollen neuropsychiatrische Krankheiten wie der Schizophrenie oder bipolaren Störungen erforschen. Bei daran erkrankten Menschen könnten «kognitive Fähigkeiten wie Entscheidungsverhalten, Arbeitsgedächtnis und kognitive Kontrolle schwer beeinträchtigt sein».

Mittels einer neu entwickelter Methode sollen die «komplexen Nervennetze» in der stirnseitigen Hirnregion «und ihr Zusammenspiel aufgeschlüsselt und verstanden werden», schreibt die Universität. Die Wissenschaftler hoffen, so «wegweisende Ansätze» für die Behandlung von psychiatrischen Erkrankungen zu finden.

Elektroden im Gehirn

Um die Aktivitäten im Gehirn zu messen, wollen die Forscher den Makaken Elektronen implantieren. Die Implantate seien «nur wenige Millimeter gross und werden den Tieren in einer Operation ebenfalls nach humanmedizinischen Standards» eingesetzt.

«Die Schädeldecke wird wieder vollständig verschlossen und von den kleinen Implantaten merken die Tiere überhaupt nichts - das Gehirn ist schmerzfrei.» Ähnliche Implantate würden bei Parkinson-Patienten im Gehirn platziert, um die Schüttellähmung zu unterbrechen.

Bei den Experimenten werden die Affen auf dem sogenannten Primatenstuhl Platz nehmen. Ihr Kopf wird fixiert, damit sie sich konzentrieren. Der Primatenstuhl wird von Tierschützern heftig kritisiert. Auch bei den zuletzt vom Bundesgericht 2009 verbotenen Experimenten wäre ein Primatenstuhl eingesetzt worden.

Das Verbot erwirkt hatte die Zürcher Tierschutzkommission. Sie focht die beiden 2006 durch das Veterinäramt erteilten Bewilligungen für die Versuche an. Die Kommission sah die Tierwürde verletzt. Das Bundesgericht machte dann eine Interessenabwägung und gewichtete in diesem Fall die Würde der Kreatur höher als den möglichen Erkenntnisgewinn.

Affen machen freiwillig mit

Die Universität Zürich schrieb dazu, dass bei jedem neuen Gesuch «die Güterabwägung neu vorgenommen» werde. Die Fragestellung der Studie habe «im Vergleich eine grosse Relevanz für viele psychische Krankheiten des Menschen». Weiter verwies sie darauf, dass nur zwei bis drei Tiere bei den Versuchen eingesetzt würden.

«Die Experimente können heute auf die Hälfte der Zeit verkürzt werden, auf durchschnittlich 1,5 Stunden pro Tag. Trotzdem liefern diese ein Vielfaches an Daten», schreibt sie. Die Daten seien dank neuer Algorithmen besser zu verstehen.

Der Leiter der Forschergruppe, Valerio Mante, erklärte gegenüber dem «Tages-Anzeiger», die Tiere lernten den Primatenstuhl schrittweise kennen und machten freiwillig mit. «Mit einem Tier, das Angst hat oder gestresst ist, sind solche Versuche gar nicht möglich.» Wenn die Tiere nicht mehr mitmachen wollten, werde die Sitzung gestoppt. (sda)

Kommentieren
Wir bitten um euer Verständnis, dass der Zugang zu den Kommentaren unseren Abonnenten vorbehalten ist. Registriere dich und erhalte Zugriff auf mehr Artikel oder erhalte unlimitierter Zugang zu allen Inhalten, indem du dich für eines unserer digitalen Abos entscheidest.
Mehr zu MEHR