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Umstrittene Gewalt gegen Roma-Lager in Turin

Nach einem erlogenen Vergewaltigungsvorwurf einer jungen Italienerin hat eine aufgebrachte Menschenmenge in Turin ein Lager der Roma-Minderheit angegriffen und in Brand gesetzt.

Südostschweiz
11.12.11 - 15:16 Uhr

Rom. – Ein zunächst friedlicher Protestmarsch in der norditalienischen Stadt schlug am Samstagabend in Gewalt um, wie italienische Medien berichteten. Rund hundert mit Knüppeln, Steinen und Brandsätzen bewaffnete Menschen attackierten das Roma-Lager und zündeten dort Autos und Hütten an. Den Berichten zufolge wurde aber niemand verletzt.

Ein 16-jähriges Mädchen hatte zuvor vorgegeben, auf dem Nachhauseweg von «zwei Zigeunern» vergewaltigt worden zu sein. Bei der Polizei gab sie später zu, freiwillig Geschlechtsverkehr gehabt zu haben.

Gegenüber ihrer Familie hatte sie die Vergewaltigungsgeschichte erfunden, um den Verlust ihrer Jungfräulichkeit zu rechtfertigen. Die Familie schickte sie zu regelmässigen Kontrollen bei einem Frauenarzt.

Nach Bekanntwerden der Lüge beendete die Polizei die Gewalt gegen das Roma-Lager und nahm zwei Männer im Alter von 20 und 59 Jahren fest. Turins Bürgermeister Piero Fassino sagte, Lynchjustiz gegen unschuldige Menschen, nur weil sie Ausländer seien, sei nicht hinnehmbar. (sda)

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