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Tote bei Ausschreitungen an der Copacabana

Nahe der Copacabana in Rio de Janeiro ist es zu tödlichen Ausschreitungen zwischen Sicherheitskräften und Slumbewohnern gekommen. Nach dem verdächtigen Tod eines populären Tänzers entlud sich die Wut auf die Polizeigewalt in stundenlangen Strassenschlachten. Dabei wurde ein 27-Jähriger durch eine Kugel getötet.

Südostschweiz
23.04.14 - 17:29 Uhr

Rio de Janeiro. – Dies berichteten brasilianische Medien unter Berufung auf Behörden. Der durch TV-Sendungen bekannte Tänzer Douglas Rafael da Silva Pereira - ein Idol für viele junge Slumbewohner - war nach Darstellung von Freunden am Montag in eine Schiesserei zwischen Drogendealern und Polizisten geraten.

Er habe sich in einen Kinderhort geflüchtet, sei jedoch aufgegriffen und zu Tode geprügelt worden. Seine Mutter sagte dem Sender TV Globo, die Leiche sei in einer Verteidigungsposition gewesen und habe viele Wunden von Schlägen aufgewiesen.

Ihr Sohn sei in die Favela gegangen, um seine Tochter zu besuchen. Die Polizei sprach hingegen von Hinweisen, der 25-Jährige sei nach einem Sturz gestorben.

Lage in Slum eskaliert

Als sich die Nachricht von seinem Tod am späten Nachmittag verbreitete, eskalierte die Lage in dem Slum. «Plötzlich war überall Rauch, Schüsse, die Menschen flüchteten in ihre Wohnungen», schilderte ein junger Anwohner. Einige Polizisten wurden in die Enge getrieben, verschanzten sich in einem Haus und drohten, das Feuer zu eröffnen, berichteten Augenzeugen.

Kurz darauf rückte die mit Maschinengewehren ausgerüstete Elitepolizei Bop an. Einige Augenzeugen sagten, Drogendealer hätten die ersten Schüsse abgegeben. Ein 27-Jähriger, der an der Revolte beteiligt war, wurde am Kopf getroffen und starb später im Spital. Wer den Schuss abgab, blieb zunächst unklar.

Trauriger Höhepunkt

Während der Ausschreitungen wurden Barrikaden aus Autoreifen angezündet, Jugendliche schleuderten Flaschen auf Beamte, zwei Hauptstrassen entlang der Copacabana mussten stundenlang gesperrt werden. Anwohner berichteten ausserdem, der Strom sei abgestellt worden und die Ausschreitungen hätten von der Copacabana in den angrenzenden Stadtteil Ipanema übergegriffen.

In die Verzweiflung über den Tod des Tänzers mischte sich Zorn auf die anstehende Fussball-WM. «Was ist das für eine Weltmeisterschaft, die vom Blut unschuldiger junger Menschen getränkt ist», klagte die Menschenrechtsaktivistin Daisy Carvalho auf den rauchenden Barrikaden in der Favela Pavão-Pavãozinho, die oberhalb des Postkartenstrandes der Copacabana liegt.

Die Strassenschlachten in den legendären Stadtteilen von Rio de Janeiro sind ein neuer, trauriger Höhepunkt der Proteste vor der WM. Schon im vergangenen Jahr war es zu monatelangen, teils gewaltsamen Demonstrationen gegen die Milliardenausgaben für die Infrastruktur gekommen, während grosse Bevölkerungsteile unter Armut und Gewalt leiden. (sda)

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