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Schweizer Gefängnisse sind randvoll

Trotz eines leichten Rückgangs der Häftlingszahlen bleibt die Platznot in Schweizer Gefängnissen gross. Besonders prekär ist die Situation in der Westschweiz und im Tessin, wo die Belegungsrate letztes Jahr mit 117 Prozent einen neuen Höchststand erreichte.

Südostschweiz
27.01.15 - 16:07 Uhr

Neuenburg. – Am Stichtag 3. September 2014 sassen in den 114 Haftanstalten für Erwachsene total 6923 Personen ein. Verglichen mit dem bisherigen Rekordjahr 2013 mit total 7072 Gefangenen bedeutet dies einen Rückgang von 2 Prozent, wie aus den Zahlen des Bundesamtes für Statistik (BFS) hervorgeht.

Dank dieser Abnahme und rund 190 neuen Haftplätzen verringerte sich die Belegungsrate schweizweit um 4 Prozentpunkte auf 96 Prozent. Von der Verbesserung profitierten fast ausschliesslich die Nordwest- und die Innerschweiz. Dort ging die Auslastung markant zurück, von 100 auf 86 Prozent. In der Ostschweiz betrug der entsprechende Wert 85 Prozent (-1 Prozentpunkt).

Demgegenüber platzen die Haftanstalten im Strafvollzugskonkordat der lateinischen Schweiz und dort namentlich in der Waadt und in Genf weiterhin aus allen Nähten. Auf 2720 Insassen kamen am Stichtag nur 2330 Plätze, was einer Belegung von 117 Prozent (+1 Prozentpunkt) entspricht.

Erstmals über 900 in Champ-Dollon

Zahlen zu einzelnen Institutionen gibt das BFS nicht bekannt. Vom notorisch überfüllten Genfer Gefängnis Champ-Dollon wurde jedoch Mitte August 2014 publik gemacht, dass sich dort an einem Wochenende über 900 Häftlinge in den für 390 Insassen ausgelegten Zellen drängten.

Der Ausländeranteil in den Schweizer Gefängnissen lag 2014 bei 73 Prozent (Vorjahr: 74). Die Mehrzahl der inhaftierten Ausländer waren Personen ohne gültige Aufenthaltsbewilligung. Dazu gehören etwa Kriminaltouristen, abgewiesene Asylbewerber oder Personen mit unbekanntem Aufenthaltsstatus.

Gut die Hälfte aller Insassen (53 Prozent) waren verurteilt. 40 Prozent befanden sich nach den Angaben des BFS in Untersuchungshaft oder im vorzeitigen Strafantritt. Nur knapp 5 Prozent der Personen hinter Gittern waren am Stichtag 2014 weiblichen Geschlechts.

Weiterer Rückgang bei platzierten Minderjährigen

Erneut mussten letztes Jahr weniger Minderjährige ausserhalb ihrer Familien untergebracht werden, weil sie mit dem Jugendstrafrecht in Konflikt gerieten. Ihre Zahl ging im Vergleich zu 2013 um 17 Prozent auf 480 zurück. Seit 2010 beträgt der Rückgang sogar 44 Prozent.

Fast drei Viertel der Minderjährigen (344) befanden sich in einer erzieherischen Institution, grösstenteils bei offener Unterbringung. Die Mehrheit war schweizerischer Nationalität und über 15 Jahre alt. Auf 442 platzierte männliche Jugendliche kamen nur 38 Mädchen und junge Frauen. (sda)

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