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Prozess wegen illegalem Organhandel im Kosovo eröffnet

In der kosovarischen Hauptstadt Pristina ist ein Prozess gegen sieben Männer wegen illegalen Organhandels eröffnet worden. Den sieben Angeklagten, vorwiegend Ärzten, wird zudem Menschenhandel, Amtsmissbrauch, organisierte Kriminalität und illegale Ausübung medizinischer Tätigkeiten vorgeworfen.

Südostschweiz
05.10.11 - 00:08 Uhr

Pristina. – Dies teilte die EU-Rechtsmission EULEX am Dienstag mit. Im Zentrum der Ermittlungen steht die Medicus Klinik in Pristina, die 2008 nach einer Polizeirazzia geschlossen worden war. Der Anklageschrift zufolge rekrutierte die Klinik in armen Gebieten Osteuropas und Zentralasiens Menschen, denen sie rund 15'000 Euro für ihre Organe bot, die sie anschliessend für bis zu 100'000 Euro weiterverkaufte.

Alle Angeklagten plädierten zum Beginn des Prozesses auf nicht schuldig. Verdächtigt werden auch der türkische Arzt Yusuf Ercon Sönmez, der von kosovarischen Medien als türkischer «Dr. Frankenstein» bezeichnet wird, sowie der Israeli Mosche Harel, der Empfänger für die Organe gesucht haben soll.

Die türkische Staatsanwaltschaft erhob im September Anklage gegen die beiden Männer, die von Interpol mit einem internationalen Haftbefehl gesucht werden, und forderte eine Haftstrafe von jeweils 171 Jahren.

Der Sonderberichterstatter des Europarats, Dick Marty, hatte Ende vergangenen Jahres dem Regierungschef des Kosovo und früheren Kommandeur der kosovarischen Befreiungsarmee UCK, Hashim Thaci, vorgeworfen, während des Kosovokrieges 1998-1999 am Handel mit den Organen serbischer Gefangener beteiligt gewesen zu sein.

Thaci wies die Vorwürfe zurück. Laut Marty gibt es einen engen Zusammenhang zwischen den Vorwürfen gegen Thaci und der Medicus Klinik. (sda)

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