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Polizisten am Internet-Pranger bereiten Berner Kapo Sorgen

Nicht nur Hooligans landen am Internet-Pranger, sondern mitunter auch Polizisten: Auf Websites von Aktivisten sind in letzter Zeit vermehrt Bilder von Berner Polizisten im Einsatz aufgetaucht. Auf diese Weise wurden mehrfach Zivilfahnder geoutet.

Südostschweiz
06.10.11 - 16:01 Uhr

Bern. – Zum Teil sei auch zu Gewalt gegen die abgebildeten Polizisten aufgerufen worden, bestätigte Michael Fichter von der Kantonspolizei Bern entsprechende Berichte von «20 Minuten» und «Berner Zeitung». «Das verurteilen wir scharf.»

Generell würden immer öfter Bilder von Angehörigen des Polizeikorps im Internet publiziert, sagte Fichter. Das habe auch mit der technologischen Entwicklung zu tun. Nie war es einfacher, mit dem eigenen Handy qualitativ gute Fotos zu machen - und dank Internet rasch und kostengünstig zu verbreiten.

«Grundsätzlich sind sich Polizisten gewohnt, mit ihrer Arbeit im Fokus zu stehen», betonte Fichter. Dass es dabei vermehrt zu Bild- und Filmaufnahmen komme, sei den Mitarbeitern bewusst. Das werde auch in der Ausbildung thematisiert.

Polizisten zu fotografieren sei legal, «solange solche Aufnahmen auf öffentlichem Grund stattfinden und die Persönlichkeitsrechte des einzelnen Mitarbeiters nicht tangiert werden». Werde aber der Einsatz der Polizei gestört, schreite man ein.

Rechtliche Schritte habe die Kantonspolizei Bern bisher in keinem Fall eingeleitet. Man prüfe das zwar in jedem Einzelfall, versicherte Fichter. «Doch meist ist nach der entsprechenden Veröffentlichung im Internet der Schaden schon angerichtet.»

Fahnder würden mitunter privat angesprochen oder angepöbelt. Gerade für Mitarbeiter mit Familien sei das ein echtes Problem. Die Internet-Bilder könnten zudem dazu führen, dass Mitarbeiter nicht wie geplant eingesetzt werden könnten.

Das Problem ist auch den Polizeikorps in anderen Städten grundsätzlich bekannt. In letzter Zeit seien allerdings nur vereinzelt solche Fotos aufgetaucht, sagte etwa Marco Bisa von der Stadtpolizei Zürich. In einem früheren Fall habe es eine Sachbeschädigung aufgrund einer Fotopublikation gegeben.

Auch die Basler Polizei ist sich der Problematik bewusst, wie Martin Schütz vom Justiz- und Sicherheitsdepartement des Kantons Basel Stadt sagte. Um ein «Riesenproblem» handle es sich allerdings nicht. (sda)

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