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NATO beschliesst das Ende ihres Militäreinsatzes in Libyen

Nach dem Tod des ehemaligen Diktators Muammar al-Gaddafi stehen in Libyen die Zeichen endgültig auf Wandel: Der Übergangsrat will am Samstag offiziell die Befreiung des Landes verkünden - und die NATO hat am Freitag das Ende ihres Militäreinsatzes beschlossen.

Südostschweiz
22.10.11 - 00:55 Uhr

Kairo. – Darauf habe sich der Rat des Militärbündnisses geeinigt, sagte NATO-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen am späten Freitagabend in Brüssel. Eine formelle Entscheidung werde aber erst in der kommenden Woche fallen. Bis dahin werde die weitere Entwicklung der Lage abgewartet.

Die NATO hatte seit Ende März Ziele in Libyen bombardiert und damit den Vormarsch der Rebellen unterstützt. Das Bündnis stützte sich bei dem Einsatz auf ein Mandat des UNO-Sicherheitsrates. Dieses erlaubte «alle nötigen Massnahmen» zum Schutz der Bevölkerung.

Der Nationale Übergangsrat will Libyen am Samstag offiziell für befreit erklären. Nach der feierlichen Zeremonie solle dann binnen 30 Tagen eine provisorische Regierung gebildet werden, berichtete der arabische Nachrichtensender Al-Dschasira.

Diese Übergangsregierung wird dann eine verfassungsgebende Versammlung einberufen und freie, demokratische Wahlen vorbereiten. Der Rat wird ausserdem seinen Sitz von Bengasi, wo vor acht Monaten der Volksaufstand gegen Gaddafi begann, in die Hauptstadt Tripolis verlegen.

Der angestrebte demokratische Neuaufbau wird auch durch Stammesrivalitäten und unterschiedliche politische Vorstellungen gefährdet. Unklar bleibt auch, ob sich die Milizen entwaffnen und dann in die regulären Sicherheitskräfte einbinden lassen.

Gaddafis Leiche wird derweil in einem Kühlraum in einem Einkaufszentrum in Misrata aufbewahrt. Der Ex-Herrscher war nach Aussagen eines AP-Journalisten mit einer beigen Hose bekleidet, der Oberkörper war entblösst. Im Kopf und in der Brust war jeweils ein Einschussloch zu sehen.

Weiter bleibt unklar, wann und wo Gaddafis Leichnam beigesetzt werden sollte. Ein Regionalkommandant sagte, Gaddafi solle mit Würde und nach muslimischem Brauch binnen 24 Stunden beerdigt werden. Über den Ort sei allerdings noch nicht entschieden.

Zu den genauen Umständen, unter denen Gaddafi starb, kursieren derweil unzählige, sich teils widersprechende Versionen. Der Chef der Übergangsregierung, Mahmud Dschibril, erklärte, Gaddafi sei ins Kreuzfeuer von Regierungssoldaten und Anhängern geraten und habe dabei einen tödlichen Kopfschuss erlitten.

Ein Mitarbeiter des Übergangsrates machte Kämpfer der Regierung für Gaddafis Tod in Sirte verantwortlich. «Sie haben ihn sehr brutal verprügelt und dann getötet. Das hier ist Krieg.» Ein anderer Mitarbeiter der Übergangsregierung sagte etwa, Gaddafi sei in einer Ambulanz verblutet. (sda)

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