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Libysche Rebellen erobern Gaddafi-Residenz in Tripolis

Auch einen Tag nach dem Einmarsch der Aufständischen in Tripolis haben sich Regierungstruppen und Rebellen am Dienstag heftige Kämpfe geliefert. Dabei errangen die Rebellen einen symbolischen Sieg: Sie eroberten die schwer befestigte Residenz von Muammar al-Gaddafi und hissten dort ihre Flagge.

Südostschweiz
23.08.11 - 21:04 Uhr

Tripolis. – Der UNO-Gesandte der libyschen Oppositionskräfte, Ibrahim Dabbaschi, sagte in New York, der schwer befestigte Bab-al-Asisija-Komplex im Zentrum der libyschen Hauptstadt sei «voll und ganz in der Hand der Revolutionäre».

Dort feuerten die Rebellen Freudenschüsse in die Luft und räumten Waffenlager. Ihre Anführer rechneten aber noch mit der Gegenwehr loyaler Gaddafi-Soldaten in dem weitläufigen Komplex.

Der Angriff auf Bab al-Asisija hatte Stunden gedauert. Augenzeugen berichteten von permanenten Schusswechseln und schwarzem Rauch über dem Gelände. NATO-Truppen hatten den Militärkomplex zudem aus der Luft bombardiert.

Nach Darstellung internationaler Nachrichtensender tobten am Nachmittag schwere Kämpfe um den internationalen Flughafen von Tripolis. Der Airport werde inzwischen von den Aufständischen kontrolliert, berichtete der Sender CNN. Die Rebellenführung geht von bisher bis zu 2000 Toten seit dem Einmarsch in Tripolis aus.

Nach den Worten der EU-Aussenbeauftragten Catherine Ashton kontrollieren die Rebellen 80 Prozent der libyschen Hauptstadt. Dies habe ihr der Chef des Nationalen Übergangsrats der Rebellen, Mustafa Abdel Dschalil, versichert, sagte Ashton in Brüssel.

In der Nacht zuvor hatten die Rebellen einen empfindlichen Rückschlag erlitten, als Gaddafis gefangen geglaubter Sohn Saif al-Islam überraschend vor dem Hauptstadt-Hotel Rixos vorfuhr. Vor Medien forderte er seine Anhänger auf, zu den Waffen zu greifen.

Ob Saif sich überhaupt jemals in der Hand der Rebellen befunden hat, ist unklar. Ungewiss blieb auch der Aufenthaltsort von Muammar al-Gaddafi. Wenn er sich in Bab al-Asisija aufgehalten haben sollte, wäre es nach Einschätzung von Beobachtern möglich, dass er durch das Bunker- und Tunnelsystem geflüchtet sein könnte.

Unterdessen wurden auch aus anderen Landesteilen Gefechte gemeldet. Der Sender Al-Dschasira berichtete, in der Nähe der strategisch wichtigen Ölstadt Brega habe es Zusammenstösse gegeben. (sda)

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