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Lehrerpräsident gegen Indoktrination

Die politischen Verantwortlichen sollten die Funktion des neuen Lehrplan 21 klar umschreiben. Das fordert der Zentralpräsident der Lehrerinnen und Lehrer Schweiz (LCH), Beat Zemp, in einem am Mittwoch veröffentlichten Interview mit der «Neue Zürcher Zeitung» (NZZ).

Südostschweiz
16.04.14 - 15:11 Uhr

Bern. – Solange die Volksschule obligatorisch sei und es keine freie Schulwahl unter einer Vielzahl ideologisch geprägter Schulen gebe, «muss der Unterricht frei von jeglicher Indoktrination politischer oder religiöser Art sein», sagte Zemp.

Kein Kontrollinstrument

«Es ist wichtig, dass die politisch Verantwortlichen die Funktion des Lehrplans klar umschreiben und nicht als engmaschiges Kontrollinstrument missbrauchen.»

Den absolut wertfreien Unterricht gebe es aber nicht - «nicht einmal in der Mathematik». Zugleich dürften gesellschaftlich umstrittene Themen an öffentlichen Volksschulen nicht einseitig vermittelt werden, sagte Zemp. Schülerinnen und Schüler müssten aber befähigt werden, selber Werthaltungen aufzubauen und ethische Fragen zu reflektieren.

Als Beispiel nannte er das Thema Konsum: «Würde man jetzt von den Lehrpersonen erwarten, dass sie den Schülern beibringen, jede Form von Konsum sei schlecht, so wäre das eine unzulässige Vorgabe.»

Auch dürfe die Schule nicht in unzulässiger Weise in die elterliche Erziehungshoheit eingreifen. Man könne den Lernenden zwar beibringen, «wie eine gesunde und nachhaltige Ernährung aussieht, aber ich möchte niemanden mit einer schlechten Note bestrafen, wenn er sagt, dass er ab und zu einen Hamburger bei McDonald's isst».

Richtlinie, keine Bibel

Ein Lehrplan sei eine Richtlinie und keine Bibel, die man sklavisch befolgen müsse. Doch eine «absolute Methodenfreiheit» habe es noch nie gegeben, denn die Lehrmittel «waren schon immer der heimliche Lehrplan». Aber: «Ein guter Lehrplan soll die Lehrpersonen nicht gängeln, sondern ihnen wie ein Kompass helfen, ihren Unterricht auf Kurs zu halten.»

Zemp begrüsste, dass der Lehrplan 21 nun überarbeitet und um 20 Prozent gekürzt werden soll. In einigen Fachbereichen könne man noch weitergehen und Redundanzen sowie unnötige Details streichen. (sda)

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