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Lage in Tripolis spitzt sich zu

Die Situation in der umkämpften Hauptstadt Libyens spitzt sich immer mehr zu: Islamistische Milizen gaben am Samstag bekannt, den internationalen Flughafen von Tripolis erobert zu haben.

Südostschweiz
23.08.14 - 21:29 Uhr

Tripolis. – Der TV-Sender An-Nabaa verbreitete die entsprechende Erklärung der Milizen des Kommandos «Fadschr Libya» («Morgendämmerung für Libyen»). Die Kämpfer hätten den strategisch bedeutsamen Flughafen 30 Kilometer südlich der Hauptstadt vollständig unter ihre Kontrolle gebracht.

Vorausgegangen seien zehntägige Kämpfe mit rivalisierenden Milizen aus der Stadt Sintan. Bei den Gefechten waren mehr als 200 Menschen ums Leben gekommen, wie die libysche Nachrichtenseite Al-Wasat meldete. Der Flughafen befand sich seit dem Sturz des Machthabers Muammar al-Gaddafi 2011 in der Hand der Miliz von Sintan.

Seit dem Sturz Gaddafis und der ausländischen Militärintervention im Jahr 2011 kommt Libyen nicht zur Ruhe. Die Kampfhandlungen der Milizen, die aus den verschiedenen Rebellengruppen während des Bürgerkriegs hervorgegangen sind, prägen weiterhin die Lage in dem ölreichen nordafrikanischen Land.

Luftangriffe

Die Lage war auch am Samstag unübersichtlich. Kampfflugzeuge griffen erneut Stellungen islamistischer Milizen an und töteten mindestens zehn Personen. 20 weitere wurden verletzt. Doch es ist unklar, wer für die Attacke verantwortlich ist.

Laut einem Sprecher der Islamisten attackierten die Flugzeuge unter anderem den Sitz ihres Führungsstabes an der Strasse zum Flughafen. Auch das Hauptgebäude der Ölgesellschaft Waha, das die Islamisten kontrollieren, sei Ziel der Angriffe gewesen. Medienaktivisten verbreiteten im Internet Bilder, die Rauchsäulen über der libyschen Hauptstadt und zerstörte Gebäude zeigen sollen.

Bereits am Montag war Tripolis nach Angaben von Einwohnern von nicht identifizierten Flugzeugen überflogen worden. Zudem habe es heftige Explosionen in der Stadt gegeben, die von bewaffneten Auseinandersetzungen rivalisierender Milizen erschüttert wird.

Afrika-Cup nicht in Libyen

Verbündete des abtrünnigen Generalmajors Chalifa Haftar hatten sich am vergangenen Dienstag zu früheren Luftangriffen in Tripolis bekannt. Der Führungsstab der libyschen Luftwaffe teilte hingegen mit, ausländische Flugzeuge hätten die Angriffe geflogen.

Haftar und seine Verbündeten hatten im Mai in der ostlibyschen Stadt Bengasi eigenmächtig eine Offensive gegen radikale Islamisten begonnen.

Wegen der prekären Sicherheitslage verzichtet Libyen auf die Ausrichtung des Afrika-Cups 2017, wie der afrikanische Fussballverband CAF am Samstag bekanntgab. Bereits 2013 hätte Libyen Gastgeber der Afrikameisterschaft sein sollen, verzichtete damals aber aus den gleichen Gründen. (sda)

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