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Kopf-an-Kopf-Rennen bei Wahlen in Kenia

Unter scharfen Sicherheitsvorkehrungen hat Kenia am Montag einen neuen Präsidenten und ein neues Parlament gewählt. Der Urnengang verlief weitgehend friedlich, das Resultat soll innerhalb einer Woche veröffentlicht werden.

Südostschweiz
04.03.13 - 18:34 Uhr

Nairobi. – 99'000 Polizisten sollten schwere Gewaltausbrüche wie nach den Wahlen 2007 verhindern. Damals war das ostafrikanische Land an den Rand eines Bürgerkriegs geraten. Nach einer Stichwahl hatten sich sowohl Präsident Mwai Kibaki als auch Raila Odinga zum Wahlsieger erklärt.

Erst nach einem monatelangen Blutbad mit 1200 Toten in zahlreichen Landesteilen einigten sich die beiden Kontrahenten auf einen Kompromiss: Kibaki blieb Staatschef, Odinga wurde Premier. Kibaki durfte am Montag nach zwei Amtszeiten nicht mehr antreten.

Acht Kandidaten bewarben sich um das Amt des Staatschefs. In jüngsten Umfragen lagen die beiden Favoriten, Regierungschef Odinga und sein Stellvertreter Uhuru Kenyatta, Kopf an Kopf.

Odinga zeigte sich nach der Stimmabgabe in einer Schule in der Hauptstadt Nairobi zuversichtlich, dass er die Wahl bereits im ersten Wahlgang für sich entscheiden werde. «Ich bin sicher, dass die Kenianer ganz deutlich sagen werden, dass sie einen Wandel wollen», sagte der 68-Jährige.

Kenyatta wollte in seinem Heimatdorf Gatundu, etwa 40 Kilometer ausserhalb von Nairobi, wählen gehen. Der Sohn des ersten Präsidenten Jomo Kenyatta ist umstritten: Nach dem Urnengang vor fünf Jahren soll der Politiker ethnische Gruppen zu Gewalt angestiftet haben. Er ist deshalb vom Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag (ICC) angeklagt.

Bei der Abstimmung ist eine absolute Mehrheit nötig. Nimmt keiner der acht Kandidaten die 50-Prozent-Hürde, soll eine Stichwahl Mitte April die Entscheidung bringen. Bei der Wahl werden auch Gouverneure, Senatoren, Gemeinderäte und Frauenvertreter bestimmt.

Viele der insgesamt knapp 15 Millionen stimmberechtigten Kenianer versammelten sich schon in der Nacht vor den Wahllokalen, um möglichst früh ihre Stimmen abzugeben. In Nairobi waren die Schlangen mehrere Kilometer lang. Um 15 Uhr (MEZ) war die Wahl offiziell zu Ende - wer schon in der Schlange stand, durfte seine Stimme aber noch abgeben.

In den Küstenstädten Mombasa und Kilifi kam es am Montag zu mehreren Anschlägen, bei denen bis zu 15 Menschen getötet wurden. Ein Polizeichef machte die separatistische Gruppe Mombasa Republican Council (MRC) für die Taten verantwortlich. Sie hatte im Vorfeld damit gedroht, die Wahlen zu behindern.

Bei einem Anschlag habe es sich um einen Hinterhalt von rund 200 Jugendlichen gehandelt. Sie seien mit Schusswaffen, Pfeilen und Bogen bewaffnet gewesen, hiess es.

In Kilifi blieben daraufhin Wahllokale geschlossen, da Wahlhelfer um ihr Leben fürchteten. Die Behörden schickten weitere 400 Polizisten in die Region, um die Lage unter Kontrolle zu halten.

Im nordöstlichen Mandera an der Grenze zu Somalia wurde ein Wahllokal laut Polizei Ziel eines Angriffs mit einem selbstgebauten Sprengsatz. Opfer gab es nicht. Die Stimmabgabe musste aber kurzzeitig unterbrochen werden.

Bei der Abstimmung gab es Kritik wegen zahlreicher technischer Pannen. Probleme bereiteten vor allem biometrische Überprüfungssysteme, mit denen Wähler identifiziert werden sollten. In mehreren Bezirken der unruhigen Region Tana River konnten Wähler zudem teilweise nicht abstimmen, weil ihr Name nicht auf den Listen auftauchte.

Das Wahlergebnis könnte in zwei Tagen vorliegen. Spätestens bis 11. März muss es veröffentlicht werden. 22'600 Wahlbeobachter waren im Einsatz, darunter ist auch eine Delegation der Europäischen Union. (sda)

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