Kirchen wollen sich nicht aus Schulzimmern verbannen lassen

St. Gallen. – Für die Landeskirchen ist es ein Rückzugsgefecht: In immer weniger Kantonen sind sie für den obligatorischen Religionsunterricht zuständig. Stattdessen wird auch an Primarschulen konfessionsfreier Ethik- und Kulturunterricht erteilt. Der Kanton St. Gallen ist eine der Ausnahmen. Die Landeskirchen sind hier immer noch für den Religionsunterricht verantwortlich, der als ordentliches Schulfach obligatorisch ist. So steht es im Volksschulgesetz.

Muslime von Religionsunterricht suspendiert

Rund ein Drittel der Schüler ist während der Primarschule darum vom Religionsunterricht dispensiert. Weil sie weder katholisch noch reformiert sind. Besonders muslimische Kinder bleiben dem Religionsunterricht der Landeskirchen fern, bestätigt Thomas Rüegg, Schulratspräsident von Rapperswil-Jona. Wegen der verfassungsrechtlich garantierten Religionsfreiheit, könne niemand zur Teilnahme am konfessionellen Unterricht gezwungen werden.

Der Lehrplan 21 will das obligatorische Schulwesen in allen Deutschschweizer Kantonen harmonisieren. Er wurde kürzlich von den Erziehungsdirektoren vorgestellt. Bis Dezember werden Kantone, Lehrer und andere Parteien im Rahmen einer Konsultation Stellung zum neuen Lehrplan nehmen.

Heutiger Religionsunterricht nicht mit Lehrplan 21 vereinbar

Der neue Lehrplan sieht keinen klassischen Religionsunterricht vor. Stattdessen beschreibt die aktuelle Version des Lehrplans 21 ein nicht an eine Konfession gebundenes Ethik- und Kulturfach als Teil des obligatorischen Unterrichts. Die Kinder lernen verschiedene Religionen und Symbole kennen und reden über ihre Wertvorstellungen. Die im neuen Lehrplan definierten Ziele sind meilenweit von denjenigen im aktuellen St. Galler Lehrplan entfernt, welche einen herkömmlichen Bibelunterricht vorsehen. (mal)