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Junger Straftäter «Carlos» bricht Hungerstreik ab

«Carlos», der junge Straftäter, der wegen seiner teuren Sonderbehandlung in die Schlagzeilen geraten war, hat seinen am Donnerstagabend begonnenen Hungerstreik am Montag abgebrochen.

Südostschweiz
25.11.13 - 13:43 Uhr

Zürich. – Es sei «Carlos» ein sehr grosses Anliegen, das höchste kantonale Gericht nicht mit moralischen Appellen unter Druck zu setzen. Er wolle vielmehr mit rechtlichen und pädagogischen Argumenten überzeugen, teilte sein Anwalt Stephan Bernard mit.

«Carlos» habe den Hungerstreik nach reiflicher Überlegung und Gesprächen mit seinem engsten Umfeld und seiner Verteidigung eingestellt. Bernard hat gegen «Carlos'» Versetzung ins Massnahmezentrum Uitikon (MZU) Beschwerde beim Zürcher Obergericht eingereicht.

Bei der Ankündigung des Hungerstreiks in der vergangenen Woche hiess es, «Carlos» und seine Eltern wollten damit erreichen, dass die Spezialbetreuung in einer billigeren Variante fortgesetzt wird. Auch sein Anwalt hält die von der Jugendanwaltschaft verfügte Unterbringung in einer geschlossenen Einrichtung für «pädagogisch nicht nachvollziehbar».

Zürcher Kantonsrat wird sich mit «Carlos» beschäftigen

Voraussichtlich am 9. Dezember wird sich der Zürcher Kantonsrat mit einem Bericht der Justizkommission zum Fall «Carlos» beschäftigen. Dies sei der Moment, indem sich auch Justizdirektor Martin Graf (Grüne), wieder zu dem Fall äussern wird, wie Benjamin Tommer, Sprecher der Zürcher Justizdirektion, der Nachrichtenagentur sda auf Anfrage sagte.

«Carlos» war seit seiner Kindheit immer wieder mit den Behörden in Konflikt geraten und wurde in verschiedensten Institutionen untergebracht. Die folgenschwerste Tat war eine Messerattacke auf einen anderen Jugendlichen in Zürich, der schwer verletzt überlebte. Die neunmonatige Freiheitsstrafe dafür hat «Carlos» abgesessen.

Positive Veränderungen brachte erst eine 1-zu-1-Betreuung rund um die Uhr - ein so genanntes Sondersetting. Diese Spezialbehandlung und vor allem die Kosten in Höhe von gut 29'000 Franken monatlich wurden nach der Ausstrahlung eines Dokfilms von SRF heftig kritisiert.

Wegen der grossen medialen Öffentlichkeit wurde Carlos am 30. August in Zürich auf offener Strasse festgenommen und ins Gefängnis Limmattal eingewiesen - zu seinem eigenen Schutz, wie es damals hiess. Dagegen reichte sein Anwalt beim Obergericht erfolglos Beschwerde ein.

In der vergangenen Woche hatte die Zürcher Oberjugendanwaltschaft dann die Verlegung ins MZU angeordnet. Sie erfolge zu «Carlos'» eigenem Schutz sowie zum Schutz Dritter. (sda)

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