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Israel bombardiert Schule und Markt in Gaza

Der Gaza-Konflikt ist trotz einer von Israel ausgerufenen Waffenruhe für Teile des Küstengebiets weiter eskaliert. Bei israelischen Luftangriffen auf einen Markt nahe Gaza-Stadt und eine UNO-Schule wurden mindestens 30 Menschen getötet und 160 weitere verletzt.

Südostschweiz
31.07.14 - 00:05 Uhr

Gaza. – Allein beim Beschuss der Schule der Hilfsorganisation UNRWA im Flüchtlingslager Dschabalia im nördlichen Gazastreifen kamen am Morgen mindestens 15 Menschen ums Leben. Dutzende weitere wurden verletzt, wie ein Sprecher der palästinensischen Rettungsdienste sagte.

Nach Angaben einer Armeesprecherin in Tel Aviv ergab eine vorläufige Untersuchung des Vorfalls, dass militante Palästinenser in der Nähe der Schule Mörsergranaten auf israelische Soldaten abgefeuert hätten. Die Truppen hätten das Feuer erwidert.

USA und UNO verurteilen Angriff

Der Leiter der Hilfsorganisation UNRWA, Pierre Krähenbühl, verurteilte den Angriff auf die Schule in der «schärfsten möglichen Form». Es fehlten ihm die Worte, um seine Wut und Empörung auszudrücken. Es sei bereits das sechste Mal, dass eine UNRWA-Schule beschossen wurde.

Auch die US-Regierung zeigte sich «extrem besorgt» darüber, dass Tausende Menschen, die nach einer israelischen Aufforderung zum Verlassen ihrer Häuser auf der Flucht seien, nicht einmal in UNO-Einrichtungen geschützt seien, sagte die Sprecherin des Nationalen Sicherheitsrats, Bernadette Meethan, in Washington.

UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon nannte den Angriff «abscheulich» und «nicht zu rechtfertigen». «Nichts ist beschämender als schlafende Kinder anzugreifen», sagte Ban bei einem Besuch in Costa Rica. Die Vereinten Nationen hätten Israel den Standort der Mädchenschule mehrfach mitgeteilt, zum letzten Mal wenige Stunden vor dem Beschuss.

Der stellvertretende UNO-Generalsekretär Jan Eliasson forderte ein Ende der Kämpfe. «Das Mass ist voll», sagte er. Die 1,8 Millionen Menschen in dem Küstengebiet hätten keine Chance, den Angriffen zu entkommen. Selbst wenn Israel davor warne und Zivilisten zum Verlassen von Zielgebieten auffordere, fänden sie keinen Ausweg.

Überfüllte Flüchtlingslager

In Dschabalia leben mehr als 100'000 Palästinenser, die als Folge der früheren israelisch-arabischen Kriege heimatlos sind. Das Lager gilt als überfüllt. Nun herrscht noch mehr Enge, weil Zehntausende Palästinenser aus anderen Teilen der Mittelmeer-Enklave vor den israelischen Attacken dorthin flüchteten.

Zwar gelten UNO-Einrichtungen als Zufluchtsorte von Flüchtlingen. Allerdings wurden in einigen auch Waffen der Hamas entdeckt. Die UNO-Organisation warf den Extremisten vor, mit diesen Waffenlagern Flüchtlinge zu gefährden.

Markt bombardiert

Ein weiteres israelisches Ziel war am Mittwoch ein gut besuchter Markt in Schedschaija, einem Vorort von Gaza-Stadt. Dabei kamen nach palästinensischen Angaben mindestens 17 Menschen ums Leben. Mindestens 160 wurden verletzt.

Israel hatte unmittelbar zuvor eine vierstündige humanitäre Waffenruhe ausgerufen. Sie trat um 14.00 Uhr (MESZ) in Kraft, galt allerdings laut israelischer Armee nicht in Gebieten, in denen bereits Soldaten im Einsatz waren.

Die Palästinenserorganisation hatte die Waffenruhe mit Verweis auf die Einschränkung durch die israelische Armee zurückgewiesen. Noch vor Ablauf der Frist wurden zudem nahe Chan Junis im Süden des Gazastreifens sieben Menschen bei einem Luftangriff getötet, wie palästinensische Rettungskräfte mitteilten.

Längster Krieg seit 2006

Auch die militanten Palästinenser setzten ihre Raketenangriffe auf israelische Orte fort. Nach Angaben der israelischen Armee wurden drei Soldaten im Gazastreifen getötet, als sie einen Tunnel entdeckten, der mit Sprengfallen präpariert war.

Der seit dem 8. Juli andauernde Militäreinsatz in dem Palästinensergebiet ist inzwischen Israels längster Krieg seit 2006. Er dauert schon länger als die Konflikte im Gazastreifen in den Jahren 2009 und 2012.

Seit Beginn der israelischen Militäroffensive wurden inzwischen mehr als 1300 Palästinenser getötet, unter ihnen zahlreiche Zivilisten und auch Kinder. Israel verlor seinerseits in der dreiwöchigen Militäroffensive 56 Soldaten, zudem wurden drei Zivilisten in Israel getötet. (sda)

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