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Irakische Orte aus IS-Herrschaft befreit

Irakische und kurdische Truppen haben ihre Offensiven gegen Stellungen der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) im Nordirak fortgesetzt. Mehrere Orte konnten nach Medienberichten vom Montag zurückerobert werden.

Südostschweiz
01.09.14 - 20:08 Uhr

Genf/Bagdad. – Kurdische Peschmerga-Milizen und irakisches Militär waren am Wochenende an mehreren Fronten nördlich von Bagdad sowie im Umland von Mossul gegen IS-Stellungen vorgerückt. Nach Angaben der unabhängigen irakischen Nachrichtenseite Al-Sumaria News eroberten Soldaten am Montag die Ortschaft Sulaiman Bek rund 160 Kilometer nördlich von Bagdad. Dabei seien ein wichtiger IS-Anführer getötet und 36 weitere Kämpfer gefangen genommen worden, berichtete Rudaw.

Zuvor hatten kurdische und irakische Truppen am Sonntag die nahe Sulaiman Bek gelegene Stadt Amerli befreit. IS-Extremisten hatten die Stadt zwei Monate lang belagert. Nach Angaben des irakischen Staatssenders al-Irakija wurden mindestens 100 IS-Kämpfer getötet.

Hunderte Familien in Amerli litten Hunger, berichtete Al-Sumaria News unter Berufung auf lokale Politiker. Viele Menschen seien erkrankt. Sie hätten über Wochen verunreinigtes Wasser aus versiegenden Brunnen trinken müssen.

Kämpfe nahe Mossul-Staudamm

Nördlich von Mossul hatten Peschmerga-Kämpfer nach Angaben der kurdischen Nachrichtenseite Rudaw den strategisch wichtigen Ort Sumar von IS-Kämpfern zurückerobert. Die Peschmerga hatte den unweit des Mossul-Damms gelegenen Ort vor einem Monat an IS-Kämpfer verloren, im Anschluss waren die Extremisten auf den mittlerweile wieder gesicherten Staudamm vorgerückt.

Die US-Luftwaffe hatte nach Angaben des US-Zentralkommandos die Offensiven in Amerli und Sumar mit Luftschlägen unterstützt. Vom Beginn ihres Einsatzes am 8. August bis zum Sonntag haben die US-Streitkräfte eigenen Angaben zufolge 120 Luftangriffe im Irak geflogen.

Mehr als 1400 Tote im Irak im Monat August

Die jüngste Eskalation der Gewalt hat nach Angaben der UNO allein im August mehr als 1400 Menschen das Leben gekostet. Zudem seien 1370 Iraker verletzt und rund 600'000 in die Flucht getrieben worden, teilten die UNO am Montag mit.

Die westirakische Provinz Al-Anbar wurde bei den Zahlen indes nicht berücksichtigt. Die UNO erklärte zudem, es sei schwierig, Vorfälle in umkämpften Gebieten oder Gegenden ausserhalb der Kontrolle der Regierung zu verifizieren.

Der Nordirak war Anfang Juni wegen mangelnden Widerstands der irakischen Armee von IS-Kämpfern förmlich überrannt worden. Die Extremisten gehen mit äusserster Brutalität gegen die Zivilbevölkerung vor, insbesondere gegen Angehörige religiöser Minderheiten.

Bundestag unterstützt Waffenlieferungen an Kurden

Mit der Mehrheit der Koalitionsfraktionen hat sich der deutsche Bundestag für die Lieferung von Waffen an die irakischen Kurden ausgesprochen. In der Sondersitzung am Montag unterstützten die Fraktionen von CDU/CSU und SPD den Beschluss der Bundesregierung vom Vorabend. Die Opposition aus Linken und Grünen stimmte dagegen, wobei sich einige Grüne enthielten.

Kanzlerin Angela Merkel hatte die Entscheidung der Regierung für die Waffenlieferungen zuvor in einer Regierungserklärung unter anderem mit der Bedrohung auch Deutschlands durch die IS-Dschihadisten gerechtfertigt.

Die Regierung hatte am Vorabend beschlossen, die irakischen Kurden unter anderem mit Panzerfäusten, Gewehren, Handgranaten und Munition auszustatten. Bislang galt in Deutschland der Grundsatz, keine Waffen in Konfliktgebiete zu schicken. (sda)

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