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Irak erlebt bisher blutigsten Tag des Jahres

Bombenanschläge und Schiessereien mit mehr als 100 Toten landesweit haben den Montag zum bislang blutigsten Tag des Jahres für den Irak werden lassen. In einer offenbar koordinierten Anschlagsserie explodierten innerhalb weniger Stunden Sprengsätze in einem guten Dutzend irakischer Städte.

Südostschweiz
23.07.12 - 19:28 Uhr

Bagdad. – Bis zum Mittag meldeten die Behörden mindestens 103 Tote und fast 200 Verletzte. Allein in Bagdad kamen über 50 Menschen ums Leben, als in der Schiiten-Vorstadt Madinat al-Sadr (Sadr City) sowie in den Vororten Husseinija und Tadschi Sprengsätze detonierten. Dabei gab es auch 88 Verletzte. Ziel der Angriffe waren meist Einrichtungen der Sicherheitskräfte sowie Regierungsgebäude.

Zunächst bekannte sich niemand zu den Anschlägen, allerdings hatte das Terrornetzwerk Al-Kaida erst vor wenigen Tagen eine neue Offensive angekündigt. Das Ziel: Die Lage im Land zu destabilisieren.

Ziel sei es, «Richter und Staatsanwälte auszulöschen» und inhaftierte Aktivisten zu befreien, erklärte der Chef des Kaida-Zweiges Islamischer Staat im Irak (ISI), Abu Bakr al-Bagdadi, in einer Audio-Botschaft.

«Al-Kaida versucht die Botschaft auszusenden, dass es weiterhin stark und in der Lage ist, Zeit und Orte für Anschläge auszuwählen», sagte der schiitische Parlamentsabgeordnete Hakim al-Samili.

Die Unfähigkeit, Geheimdienstinformationen über Terrorpläne zu sammeln, oder diese trotz Kontrollen zu stoppen, habe gezeigt, wie hilflos die Regierung sei, wenn es darum ginge, die Menschen zu schützen, sagte al Samili, der dem Sicherheits- und Verteidigungsausschuss angehört.

Eine Autobombe vor dem Gebäude des Innenministeriums im schiitischen Bagdader Viertel Madinat al-Sadr riss allein 16 Menschen in den Tod.

Die folgenschwersten Anschläge wurden in der hauptsächlich von Sunniten bewohnten Stadt Tadschi, rund 20 Kilometer nördlich der Hauptstadt, verübt. Dort explodierten nach Polizeiangaben zunächst mehrere Bomben, die um fünf Häuser gelegt worden waren, bevor sich noch ein Selbstmordattentäter inmitten der zu Hilfe eilenden Polizisten in die Luft sprengte. 41 Menschen wurden getötet.

In der nordöstlichen Stadt Udaim eröffneten Bewaffnete vor einer Kaserne aus drei Fahrzeugen das Feuer eröffnet und töteten 13 Soldaten, wie die Polizei mitteilte. Die Angreifer konnten entkommen.

Ebenfalls im Nordosten, in der Provinz Dijala, wurden nach Angaben der irakischen Sicherheitskräfte bei den Explosionen mehrerer Autobomben und Sprengfallen am Strassenrand elf Menschen getötet und mindestens 25 weitere verletzt. (sda)

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