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Hilfswerke lehnen Ecopop-Initiative ab

Die sechs Hilfswerke der Alliance Sud und die Stiftung Sexuelle Gesundheit Schweiz lehnen die Ecopop-Initiative ab. Die Vorlage nütze weder der Umwelt noch der Familienplanung in Entwicklungsländern. Anstelle der Initiative plädieren sie unter anderem für eine ökologische Steuerreform.

Südostschweiz
28.08.14 - 17:04 Uhr

Bern. – «Den armen Ländern des Südens fehlt es nicht an Verhütungsmitteln, sondern vielmehr an der Gesundheitspflege, der Bildung und am Einkommen», argumentierten die Hilfswerke vor den Medien.

Der Text der Ecopop-Initiative, über die am 30. November abgestimmt wird, suggeriere, dass es keine wirtschaftlichen Probleme mehr geben würde, wenn die Bevölkerung nicht weiter wachse, sagte Peter Niggli, Direktor von Alliance Süd. Dies sei aber völlig falsch.

Die Initianten würden auch verschweigen, dass die Entwicklungsländer, in denen die Geburtenrate am tiefsten sei, mehr zur Umweltverschmutzung beitragen würden als die Länder des Südens.

Es sei zudem eine Tatsache, dass die Geburtenrate weltweit bereits am sinken sei. Wenn die Bevölkerung trotzdem zunehme, so sei dies darauf zurückzuführen, dass sich die Lebenserwartung auch in den Entwicklungsländern verbessere.

Regulierung der Geburtenrate dank Bildung

Die Einschulung der Kinder, vor allem der Mädchen, würde es erlauben, die Zahl der Kinder pro Frau zu reduzieren, sagte Rupa Mukerji, Mitglied der Direktion von Helvetas. Die gebürtige Inderin verwies als Beispiel auf den südlichen Gliedstaat Tamil Nadu.

1986 habe der Staat ein Programm lanciert, um in den Schulen Mittagessen zu offerieren. Die Perspektive, dass ihre Kinder mindestens einmal pro Tag zu essen bekämen, habe viele arme Familien dazu bewegt, ihre Kinder einzuschulen und sie auch länger in der Schule zu lassen.

Diese Politik habe indirekt zur Folge gehabt, dass die Mädchen später geheiratet hätten. Die Bildung habe es ihnen zudem erlaubt, dem Druck ihrer Familien besser standzuhalten und selber darüber zu entscheiden, wie viele Kinder sie möchten und ob sie Verhütungsmittel benutzen wollten, sagte Mukerji. Innerhalb von 30 Jahren sei die Geburtenrate von 3,7 auf 1,7 Kinder pro Frau zurückgegangen.

Armutsbekämpfung im Vordergrund

Die Schweiz solle wie bis anhin ihre Entwicklungszusammenarbeit auf die Armutsbekämpfung ausrichten und nicht wie von Ecopop gefordert mindestens zehn Prozent des Budgets für Familienplanung verwenden, fordern die Organisationen. Armut sei nicht nur das zentrale Hindernis für die Entwicklung armer Länder, sondern auch die Hauptursache für ungewollte Schwangerschaften.

Auch die Beschränkung der jährlichen Zuwanderung auf 0,2 Prozent der ständigen Wohnbevölkerung der Schweiz lehnen sie ab. Um die natürlichen Ressourcen zu schonen, befürworten Swissaid, Fastenopfer, Brot für alle, Helvetas, Caritas und Heks stattdessen eine ökologische Steuerreform, mit der Umweltschutz belohnt wird. (sda)

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