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Für Olympia wird das Sparkonto angezapft

Die Bündner Regierung wird eine Kandidatur für Olympische Winterspiele in Graubünden im Jahr 2022 unterstützen. Am Montag präsentierte sie ein erstes Grobkonzept. Demnach sollen die Spiele rund 2,8 Milliarden Franken kosten und mit einem Defizit von ein bis 1,3 Milliarden schliessen.

Südostschweiz
11.09.12 - 08:30 Uhr

Chur. – In diesen Zahlen nicht enthalten sind Kosten von etwa 1,5 Milliarden Franken für Infrastruktur und Sicherheit, wie Volkswirtschaftsdirektor Hansjörg Trachsel vor den Medien in Chur sagte. Zwei Drittel der Summe machen Investitionen im Strassen- und Schienenverkehr aus. Allein 400 Millionen Franken will man für neue Züge für die Rhätische Bahn ausgeben («suedostschweiz.ch» berichtete).

Von den Gesamtausgaben für Kandidatur, Vorbereitung und Durchführung der Winterspiele 2022 würden 1,9 bis 2,3 Milliarden Franken in Graubünden anfallen. Daraus würde sich laut der Regierung ein Beschäftigungs-Effekt ergeben von 12 000 bis 15 000 Vollzeitstellen im Kanton und etwas über 30 000 Stellen in der ganzen Schweiz.

Der Bundesrat hat seine Unterstützung für eine Kandidatur bereits letzten Mittwoch bekannt gegeben. Er sprach sich für eine Defizitgarantie des Bundes von einer Milliarde Franken aus. Die Bündner wollen ihr Projekt nun optimieren um das Defizit in diesem Rahmen zu halten. Der Kanton Graubünden wird kein Defizitrisiko übernehmen. Das sei ausgeschlossen, hiess es in Chur.

60 Millionen für Kandidatur

Die Bündner Regierung beantragt beim Kantonsparlament, acht Millionen Franken für die Kandidatur bereitzustellen. Weitere 30 Millionen entfielen auf den Bund, 15 Millionen auf Swiss Olympics und sieben Millionen auf die Austragungsorte St. Moritz und Davos. Insgesamt würde eine Kandidatur rund 60 Millionen Franken kosten.

Graubünden soll gemäss der Exekutive schon jetzt Reserven von 300 Millionen Franken bilden für Investitionsprojekte und Kosten im Zusammenhang mit der Durchführung der Spiele. Auch darüber entscheidet das Parlament.

Von der Durchführung der Winterspiele verspricht sich die Regierung vieles. So soll Olympia nicht nur für die Schweiz als attraktive Wintersportdestination werben, sondern auch die nationale Identität stärken.

Handfest sind die Erwartungen an die Auswirkungen der Investitionen. Graubünden soll nach den Spielen mit einem öffentlichen Verkehr, einer Sportinfrastruktur und einem Beherbergungsangebot von weltweitem Topniveau dastehen.

Gute Chancen dank anderem Konzept

Die Bündner rechnen sich gute Chancen aus, vom Internationalen Olympischen Komitee IOC die Zusage für die Spiele zu bekommen. Die Bündner Kandidatur würde sich von allen bisher bekannten Mitbewerbern konzeptuell klar unterscheiden («suedostschweiz.ch» berichtete).

Mit den Austragungsorten St. Moritz und Davos bricht man mit dem gängigen dualen Konzept mit Eissport-Wettkämpfen in einer Grossstadt und Schneesport in weit entfernten Bergen. Graubünden will die Spiele in den Schnee zurückholen und zudem mit einer Abkehr vom wachsenden olympischen Gigantismus punkten.

Bis zu einer allfälligen Einreichung der Kandidatur beim IOC Anfang 2014 ist es allerdings noch ein weiter Weg. Als nächstes wird sich im Dezember der Bündner Grosse Rat mit dem Kandidatur-Kredit befassen. Im März 2013 wird das Bündner Stimmvolk an der Urne einen Grundsatzentscheid treffen können.

Zudem gibt es eine kommunale Abstimmung in St. Moritz und voraussichtlich auch in Davos. Und schliesslich werden sich 2013 die eidgenössischen Räte mit dem Geschäft befassen. Es geht um den Beitrag des Bundes. (sda)

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