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Fahrende fordern Gleichberechtigung

Der Bundesrat soll Jenische, Sinti und Roma als gleichberechtigte kulturelle Minderheiten anerkennen. Dies fordern diese Volksgruppen und Menschenrechtsorganisationen. Mit einer Aktion in Bern setzten sie am Dienstag ein Zeichen für mehr Respekt und gegen Vorurteile.

Südostschweiz
08.04.14 - 16:49 Uhr

Bern. – Jenische, Sinti und Roma seien in der Schweiz oft Vorurteilen und Diskriminierungen ausgesetzt, schreibt die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) in einer Mitteilung. Die Teilnehmer der Aktion hätten deshalb vor dem Bundeshaus mit Ballonen und Transparenten für mehr Anerkennung und Respekt geworben.

Anlass für die Kundgebung war der internationale Roma-Tag. Dieser erinnert an die Gründung der Romani-Union als erste weltweite Organisation der Volksgruppe am 8. April 1971.

Brief an den Bundesrat

Konkret appelliert die Koalition aus Volksgruppenvertretern und NGOs an Bundesrat, Parlament und Behörden, verstärkt gegen den «Antiziganismus» vorzugehen. Der Begriff umschreibt eine feindselige und stereotype Einstellung gegenüber Roma und Sinti und ersetzt das inzwischen verpönte Wort «Zigeunerfeindlichkeit».

Weiter verlangen die Vertreter der Volksgruppen vom Bundesrat, endlich das Europäische Rahmenübereinkommen zum Schutz nationaler Minderheitenumzusetzen. Ihre Forderungen haben sie in Briefform an den Bundesrat gesandt.

«Der Brief an Bundesrat Berset ist bereits unterwegs», sagte Venanz Nobel, Vizepräsident des Jenischen-Vereins «schäft qwant», auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda.

Mehrheit ist sesshaft

Laut der Gesellschaft für bedrohte Völker leben in der Schweiz rund 35'000 Jenische. Doch nur 3000 bis 5000 von ihnen seien nicht sesshaft, also so genannte Fahrende. Dazu kämen noch einige Hundert Sinti mit «meist fahrender Lebensweise».

Von den rund 50'000 Roma, die in der Schweiz lebten, seien hingegen allesamt sesshaft, schreibt die GfbV weiter. Der Grossteil dieser Volksgruppen habe sich bestens in die Schweizer Mehrheitsgesellschaft integriert. Anders als die Fahrenden, die als Fremdkörper wahrgenommen und problematisiert würden - gerade auch in den Medien.

Gefahr der Pauschalisierung

In Schweizer Medienberichten über diese Volksgruppen wird aus Sicht der GfbV häufig pauschalisiert. Die Berichterstattung über Roma in der Schweiz konzentriere sich überdurchschnittlich oft auf Kriminalität, Bettelei, Prostitution oder Asylmissbrauch. Roma selber kämen eher selten zu Wort.

Zu diesem Schluss kommt eine Studie aus dem Jahr 2013, die im Auftrag der Eidg. Kommission gegen Rassismus (EKR) erstellt wurde und die Berichterstattung über Roma und Jenische untersuchte. (sda)

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