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Experten wollen erneut zu Flugzeug-Trümmern

Nach dem mutmasslichen Abschuss des malaysischen Passagierflugzeugs in der Ostukraine geht die Suche nach den Verantwortlichen weiter. Internationale Experten wollen erneut versuchen, das Trümmerfeld zu inspizieren.

Südostschweiz
19.07.14 - 09:36 Uhr

Moskau/Amsterdam. – Bei ihrem ersten Versuch durften sie sich auf Geheiss der prorussischen Separatisten, die in der Gegend das Sagen haben, nicht gänzlich frei an der Absturzstelle bewegen. Nach US-Erkenntnissen ist es sehr wahrscheinlich, dass moskautreue Kräfte die Maschine abgeschossen haben.

Alle 283 Passagiere und 15 Besatzungsmitglieder der Malaysia- Airlines-Boeing waren bei dem Absturz am Donnerstag ums Leben gekommen. Alle betroffenen Länder sowie UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon fordern eine unabhängige Untersuchung.

Wegen des Absturzes von Flug MH17 telefonierte US-Präsident Barack Obama mit der deutschen Kanzlerin Angela Merkel. Die beiden sprachen auch über neue Sanktionen der USA und der EU gegen Russland. Obama telefonierte am Freitag auch mit dem britischen Premierminister David Cameron, Polens Premierminister Donald Tusk und Australiens Premierminister Tony Abbott, teilte das Weisse Haus mit. Letzterer drohte indirekt damit, den russischen Präsidenten vom G20-Gipfel in Australien auszuladen.

Alle fünf Politiker sprachen sich in den Telefonaten für eine schnelle internationale Untersuchung aus, um die Hintergründe des Absturzes der malaysischen Maschine zu klären. Auch der russische Handelsminister Denis Manturow sicherte bei einem G20-Treffen in Sydney volle Unterstürzung für eine umfassende und unabhängige Untersuchung des Flugzeugabsturzes zu.

Gepäckstücke fein säuberlich aufgereiht

Eine Sprecherin der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) sagte, die Beobachter seien am Freitag zwar nahe an die Absturzstelle herangekommen und hätten auch Wrackteile gesehen. Frei bewegen können hätten sie sich aber nicht. Bewaffnete hielten sie demnach auf, ein den Beobachtern angekündigter Anführer sei nicht erschienen. Der OSZE-Forderung, nichts an der Absturzstelle zu verändern, wurde der Sprecherin zufolge nicht gänzlich nachgekommen. Gepäckstücke seien fein säuberlich aufgereiht worden.

Wer hinter dem Absturz steckt, ist noch immer unklar. Laut Obama sind dafür aber sehr wahrscheinlich moskautreue Kräfte verantwortlich. Die Boden-Luft-Rakete, die das Flugzeug abgeschossen habe, sei aus einem von prorussischen Separatisten kontrollierten Gebiet abgefeuert worden, sagte Obama.

Indirekt wies Obama Russland eine Mitverantwortung zu. «Das war kein Unfall. Das passiert wegen russischer Unterstützung.» Ohne diese sei es den Separatisten nicht möglich, «so zu funktionieren, wie sie funktionieren». Die Regierung in Moskau wies alle Vorwürfe zurück - und machte ihrerseits die ukrainische Führung mitverantwortlich.

Powers Anschuldigung

Die US-Botschafterin bei den Vereinten Nationen, Samantha Power, hatte eine Verstrickung Russlands in den Abschuss von Flug MH17 angedeutet. «Wir können nicht ausschliessen, dass russisches Personal beim Betrieb dieser Systeme geholfen hat», sagte sie bei einer Sondersitzung des UNO-Sicherheitsrats in New York. Russland wies die Vorwürfe zurück. «Wir verweisen alle Schuld an die Regierung in Kiew», sagte Moskaus UNO-Botschafter Vitali Tschurkin.

Nach Angaben des Innenministeriums in Kiew wurden die sterblichen Überreste der Passagiere nach Charkow gebracht. In der etwa 300 Kilometer von der Absturzstelle entfernten Stadt werde ein Labor zur Identifizierung eingerichtet, hiess es. Separatisten wiederum kündigten an, die Leichen würden in Mariupol identifiziert.

Abseits der Entwicklung um den Flugzeugabsturz dauerten die Gefechte in dem Konfliktgebiet an. Bei Kämpfen in Lugansk seien allein am Freitag mehr als 20 Zivilisten getötet worden, teilte die Stadtverwaltung mit. In Lissitschansk bei Lugansk geriet nach Artilleriebeschuss eine Raffinerie in Brand. (sda)

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