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Erste Pegida-Demo nach Bachmann-Rücktritt

Eine Woche nach dem Demonstrationsverbot wegen einer Terrordrohung hat das Pegida-Bündnis in Dresden erneut Tausende Anhänger mobilisiert. Allerdings ging die Zahl erstmals zurück: Zu der Kundgebung kamen laut Polizei am Sonntag 17'300 Anhänger.

Südostschweiz
25.01.15 - 18:52 Uhr

Dresden. – Vor zwei Wochen hatten die islamkritische Bewegung noch 25'000 Menschen auf die Strasse gebracht. Die Polizei war am Sonntag in Dresden mit starken Kräften im Einsatz.

Nur wenige Meter von der Pegida-Kundgebung entfernt demonstrierten nach Angaben der Polizei rund 5000 Menschen mit dem Bündnis «Dresden für alle» gegen Fremdenfeindlichkeit und Ausgrenzung. Es kam zu kleineren Rangeleien zwischen Anhängern beider Lager.

Es war die 13. Kundgebung der Pegida und die erste seit dem Rücktritt ihre Mitgründers Lutz Bachmann. Der 41-Jährige hatte am Mittwoch alle Ämter niedergelegt, nachdem ein Selfie mit «Hitler-Bärtchen» und menschenverachtenden Facebook-Posts bekanntgeworden waren.

Wegen einer Terrordrohung von Islamisten gegen Bachmann waren am vergangenen Montag alle Demonstrationen in Dresden verboten worden. Bislang hatte das Bündnis von Mal zu Mal mehr Menschen mobilisieren können.

Keine Zusammenarbeit mit der AfD

Pegida-Sprecherin Kathrin Oertel wies bei der Kundgebung Berichte über eine Zusammenarbeit mit der Partei «Alternative für Deutschland» (Afd) zurück. Auch im Zusammenhang mit dem Rücktritt Bachmanns habe es keine Absprachen gegeben, sagte sie.

«Pegida ist und bleibt überparteilich.» Unter grossem Beifall der Menge sprach Oertel von «Presse-Lügnern und Politik-Versagern» und kündigte eine Initiative für ein Bürgerbegehren zur Rücknahme der Polizeireform in Sachsen an.

Die Pegida-Organisatoren hatten die Demonstration um einen Tag vorgezogen. Eigentlich gehen die Islamkritiker immer montags auf die Strasse. Unter dem Motto «Offen und bunt - Dresden für alle» findet an diesem Montag in Dresden jedoch ein Konzert gegen Fremdenfeindlichkeit mit Künstlern wie Herbert Grönemeyer statt.

Gabriel sucht das Gespräch und erntet Kritik

In der Politik verschärfte sich der Streit um den Umgang mit dem Bündnis. Ein Gespräch von SPD-Chef Sigmar Gabriel mit Pegida-Anhängern löste heftige Debatten aus - vor allem in der eigenen Partei.

Am Freitagabend hatte Gabriel überraschend an einer Diskussionsveranstaltung mit Pegida-Anhängern in Dresden teilgenommen. «Ich finde, mit den Menschen müssen wir besser in Kontakt kommen», sagte der Vizekanzler, der seinen Besuch als privat bezeichnete.

«Reden ist das Einzige, was man in der Demokratie machen kann.» Kein Interesse habe er aber an einem Dialog mit den Organisatoren von Pegida.

Grüne und Linke warfen Gabriel eine Aufwertung von Pegida vor und verlangten, die Haltung der SPD klarzustellen. Aussenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) warnte, die Pegida-Demonstrationen beschädigten das Ansehen Deutschlands in der Welt. (sda)

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