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Einseitige Waffenruhe am MH17-Absturzort

Der ukrainische Präsident Petro Poroschenko hat der Armee befohlen, die Kampfhandlungen um den Absturzort des malaysischen Passagierflugzeugs unverzüglich einzustellen.

Südostschweiz
21.07.14 - 15:19 Uhr

Kiew. – «Ich habe angeordnet, dass die ukrainischen Militärs in einem Radius von 40 Kilometern vom Ort der Tragödie keine Operationen durchführen und das Feuer nicht eröffnen dürfen», sagte er am Montag in Kiew. Poroschenko sprach sich auch für die Beteiligung russischer Experten an der Untersuchung des Absturzes aus. Ziel sei «maximale Transparenz».

Die ukrainische Regierung zeigte sich gar bereit, die Leitung der Ermittlungen niederländischen Experten zu überlassen. Die weitaus meisten Opfer stammten aus den Niederlanden, daher könne das Land auch die Koordinierung der Ermittlungen übernehmen, sagte Ministerpräsident Arseni Jazenjuk am Montag.

Kiew sei auch bereit, «alle Leichen nach Amsterdam zu überstellen», um fachgerechte Autopsien zu ermöglichen. Das Passagierflugzeug von Malaysia Airlines mit 298 Menschen an Bord war am Donnerstagabend im umkämpften Osten der Ukraine abgestürzt. Die Staatsführung in Kiew und die prorussischen Separatisten in der Region bezichtigen sich gegenseitig, die Boeing 777 abgeschossen zu haben.

Niederländische Ermittler vor Ort

Niederländische Ermittler haben am Montag mit der Untersuchung der Leichen getöteter Insassen von Unglücksflug MH17 in der Ostukraine begonnen. Alle fünf Waggons des unweit vom Absturzort stehenden Zugs unter Kontrolle der prorussischen Separatisten wurden geöffnet.

Die darin liegenden Leichen wurden von jeweils zwei Männern mit Gasmasken untersucht, wie Reporter der Nachrichtenagentur AFP beobachteten. Entgegen bisherigen Darstellungen der Aufständischen war von einer Kühlung der sterblichen Überreste in ihren schwarzen Säcken jedoch nichts zu merken.

Den mit Stirnlampen ausgerüsteten Ermittlern, die von Vertretern der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) begleitet wurden, schlug bei ihrer Untersuchung starker Verwesungsgeruch entgegen. Der Gestank in den Waggons war so penetrant, dass mehrere Umstehende und auch Vertreter der Rebellen ins Taumeln gerieten.

Weitere Kämpfe

Auch nach dem Absturz des malaysischen Passagierflugzeugs liefern sich Armee und prorussische Separatisten in der Ostukraine heftige Gefechte. In der Grossstadt Donezk stehe nach intensivem Artilleriebeschuss schwarzer Rauch über dem Bahnhof, berichteten örtliche Medien am Montag.

«Leider gibt es Tote und Verletzte», sagte ein Behördensprecher. Auch rund um den stillgelegten internationalen Flughafen kam es zu Schusswechseln. Im benachbarten Lugansk starben bei Kämpfen mindestens zwei Zivilisten. Hier seien auch mindestens 26 Häuser durch Granatwerfer beschädigt worden, teilte die Stadtverwaltung mit.

Die ukrainischen Streitkräfte liefern sich seit drei Monaten Gefechte mit den Aufständischen im Osten des Landes. Nach der Einnahme der Rebellenhochburg Slawjansk vor knapp drei Wochen läuteten die Regierungstruppen auch Militäroffensiven auf Donezk und Lugansk ein, um die Aufständischen von dort zu vertreiben. Bislang konnten sie die beiden Städte aber nicht zurückerobern. (sda)

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