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Drei Hamas-Anführer im Gazastreifen gezielt getötet

Die israelische Luftwaffe hat im Gazastreifen erneut einen Angriff zur gezielten Tötung von Kommandanten der radikal-islamischen Hamas geflogen. Laut Medienberichten soll Israel zudem 10'000 Reservisten einberufen haben, was als Hinweis für eine Bodenoffensive gedeutet wird.

Südostschweiz
22.08.14 - 00:33 Uhr

Tel Aviv/Gaza. – Bei dem Angriff der israelischen Luftwaffe auf ein vierstöckiges Wohnhaus in Rafah am Südrand des Gazastreifens wurden drei hochrangige Anführer der Hamas getötet: Mohammed Abu Schimala, Raed al-Attar und Mohammed Barhum.

Israels Verteidigungsminister Mosche Jaalon sagte, die drei getöteten Hamas-Führer seien verantwortlich für «schwere Angriffe auf Zivilisten und Soldaten». Sie seien auch an der Entführung des Soldaten Gilad Schalit im Jahr 2006 beteiligt gewesen. Schalit war erst 2011 bei einem Gefangenenaustausch freigekommen.

Ministerpräsident Benjamin Netanjahu lobte die «herausragende Geheimdienstarbeit» im Vorfeld der Angriffe. Er bezeichnete militärische Führer der Hamas als legitime Angriffsziele.

Der militärische Arm der Hamas, die Kassam-Brigaden, gaben sich kämpferisch: «Die Tötung unserer Führer wird uns nicht schwächen», hiess es in einer Mitteilung.

Angriff auf Hamas-Militärchef

Der Angriff auf das Gebäude in Rafah erfolgte 36 Stunden nach einem Anschlag auf den Militärchef der Hamas, Mohammed Deif, bei dem dessen Frau, sein sieben Monate alter Sohn und seine Tochter starben.

Ob Deif überlebte, wie die Hamas angibt, blieb ungeklärt. Israel soll in den vergangenen Jahren schon fünf mal versucht haben, Deif umzubringen. Dabei trug er dauerhafte Behinderungen davon. Israel wirft ihm die Beteiligung an zahlreichen tödlichen Angriffen auf Israelis und auch die Steuerung des derzeitigen Gaza-Krieges vor.

Über 2000 Tote

Insgesamt starben bei israelischen Angriffen am Donnerstag mindestens 24 Palästinenser, wie die palästinensische Nachrichtenagentur Maan berichtete. Damit erhöhte sich die Gesamtzahl der seit Beginn der Eskalation am 8. Juli getöteten Palästinenser auf 2075.

Die Hamas hat am Donnerstag im Gazastreifen ausserdem drei Männer getötet, die mit Israel zusammengearbeitet haben sollen.

Auf israelischer Seite wurde am Donnerstag ein Zivilist durch eine von militanten Palästinensern abgefeuerte Mörsergranate schwer verletzt, wie die Armee mitteilte. Israel hat insgesamt drei Zivilisten und 64 Soldaten zu beklagen.

Hamas gibt Ermordung von Jugendlichen zu

Israel hatte seine Luftangriffe im Gazastreifen wieder aufgenommen, nachdem eine bis zur Nacht auf Mittwoch befristete Feuerpause schon Stunden vorher durch Raketenangriffe aus dem Küstengebiet gebrochen worden war. Wegen der Angriffe zog Israel seine Delegation von den Waffenstillstandsgesprächen in Kairo ab. Auch die meisten palästinensischen Delegierten reisten ab.

Auslöser des aktuellen Gaza-Krieges war die Entführung und Ermordung dreier israelischer Jugendlicher im Juni. Am Donnerstag hat erstmals ein Vertreter der Hamas eingestanden, dass seine Organisation für den Tod der drei Jugendlichen verantwortlich sei.

Vertreter der Arabischen Liga in Bern

Eine Delegation der Arabischen Liga reiste am Donnerstag nach Bern, wo sie von EDA-Staatssekretär Yves Rossier empfangen wurde, teilte das Eidg. Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) am Abend mit. Bei dem Treffen wurde auch die Rolle der Schweiz als Depositarstaat der Genfer Konventionen erörtert.

Palästinenserpräsident Mahmud Abbas hatte die Schweiz am 9. Juli in einem Brief gebeten, zu den besetzten Palästinensergebieten eine dringliche Konferenz der Vertragsstaaten der Genfer Konventionen zu organisieren.

Die Genfer Konventionen und ihre Zusatzprotokolle schützen Personen, die sich nicht an Kämpfen beteiligen - darunter Zivilisten und medizinisches Personal. Unter dem Schutz des humanitären Völkerrechts stehen auch Verwundete, Kranke und Kriegsgefangene, also Personen, die nicht mehr an Kämpfen teilnehmen. (sda)

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