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Berner Problemluchs Luna ist neu im Wildnispark Zürich

Der Problemluchs Luna aus dem Berner Kandertal kommt mit dem Leben davon. Allerdings wird es ein Leben hinter Gittern. Die zum Abschuss freigegebene Grosskatze soll im Wildnispark Zürich für Nachwuchs sorgen.

Südostschweiz
24.07.13 - 19:37 Uhr

Bern/Zürich. – Die einjährige Luna hatte mehrere Schafe gerissen und sollte nun eigentlich von einem Wildhüter abgeschossen werden. Mit Einverständnis des Bundesamtes für Umwelt (BAFU) wurde sie aber am Dienstagabend bei einem frisch gerissenen Schaf eingefangen und in den Wildnispark Langenberg vor den Toren Zürichs gebracht.

Dies teilten das bernische Amt für Landwirtschaft und Natur und der Wildnispark am Mittwoch mit. In Zürich teilt Luna die Anlage vorderhand mit einer betagten Luchsdame, die seit 2000 im Langenberg lebt.

Sie wurde seinerzeit verwaist aufgefunden und im Wildnispark aufgepäppelt, wie es in der Mitteilung heisst. Einen offiziellen Namen erhielt das Tier nie. Laut Wildnispark-Geschäftsführer Christian Stauffer wird sie innerhalb des Wildnisparks «Brienzerli» genannt.

Im Laufe der Zeit brachte sie mehrere Junge zur Welt. Mit 14 Jahren ist sie nun aber alt. Da kam Luna als junges Weibchen zur Blutauffrischung gerade recht.

Männchen aus Polen

Zur Zeit lebt im Langenberg kein Männchen, wie Stauffer auf Anfrage sagte. Die Luchs-Fortpflanzung wird in einem Zuchtprogramm geregelt - die Männchen werden jeweils zugeteilt. «In absehbarer Zeit» komme ein Luchskater aus Polen nach Zürich. Wann genau, ist noch unklar.

Ohnehin sei aber die Paarungszeit erst im Februar, so Stauffer. Das Paar habe also jedenfalls noch Zeit genug, sich aneinander zu gewöhnen.

Für Luna ist es nicht das erste Mal, dass sie hinter Gittern lebt. Bereits im deutschen Landshut war sie längere Zeit in einem Gehege. Sie wurde dort aufgepäppelt, nachdem sie Herbst 2012 verwaist und abgemagert aufgefunden worden war.

Grundsätzlich sei es keine gute Lösung, Luchse, Wölfe oder Bären, die in der Wildnis Probleme machen, in Gehege aufzunehmen, heisst es in der Mitteilung. Sie entwickelten in der Regel rasch ein anormales Verhalten, und litten unter der Gefangenschaft.

Aufgrund der guten Erfahrungen mit dem «Brienzerli» wählte man für Luna ausnahmsweise die Variante Wildnispark. Der Park verfüge über eine sehr grosse und artgerechte Anlage, halten das BAFU und das bernische Amt für Landwirtschaft und Natur fest.

Luna hatte sich ausserdem in der Tierstation Landshut gut an das Gehege gewöhnt. Aus diesen Gründen weichen die Behörden als Ausnahme vom Grundsatz ab, wildgeborene Luchse nicht in Gehege zu bringen.

Mitte Juli Abschuss beschlossen

Mitte Juli hatte das Jagdinspektorat Bern in Absprache mit den Kantonen Freiburg und Waadt sowie mit dem BAFU den jungen Luchs zum Abschuss freigegeben. Dies, obwohl die entsprechenden Kriterien nicht erfüllt waren.

Gemäss Konzept Luchs Schweiz muss ein Luchs mindestens 15 Nutztiere in einem Umkreis von fünf Kilometern und innerhalb von 12 Monaten gerissen haben, damit er abgeschossen werden darf.

Laut den Berner Behörden war es aber nicht möglich, im fraglichen Gebiet rasch zumutbare Schutzmassnahmen umzusetzen. Ausserdem zeigte Luna ein atypisches Verhalten.

Die junge Luchsdame riss innerhalb kurzer Zeit insgesamt neun Schafe, wie Peter Juesy, Jadginspektor der Kantons Bern, auf Anfrage sagte. Das sei unüblich, zumal ein Luchs normalerweise ein Tier pro Woche reisse. Ausserdem gelte als Hauptbeutetier des Luchses nicht das Schaf, sondern das Reh. (sda)

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