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Bald nur noch 125 Gemeinden in Graubünden

In der Dezembersession entscheidet der Grosse Rat des Kantons Graubünden über drei weitere Gemeindezusammenschlüsse im Calancatal. Die Gemeindefusionen von Calanca, Scuol und Zernez sollen auf Anfang 2015 entstehen.

Südostschweiz
01.10.14 - 11:40 Uhr

Chur. – Im Calancatal fusionieren vier von acht Gemeinden: Die Gemeinden Arvigo, Braggio, Cauco und Selma befürworteten den Zusammenschluss zur neuen Gemeinde Calanca im Juli einstimmig. Damit ist aus Sicht der Regierung ein bedeutender Schritt hin zu einer Talfusion gemacht, die weiterhin das Ziel sein soll.

Bemühungen zu einer Talfusion bestehen schon seit 2001, bislang blieben sie allerdings ohne Erfolg. Ein Zusammenschluss mit den verbleibenden Gemeinden Buseno, Castaneda, Rossa und Sta. Maria i.C. würde eine notwendige Bündelung der finanziellen und personellen Ressourcen im Calancatal bedeuten. Die Gemeindefusion von Arvigo, Braggio, Cauco und Selma wird vom Kanton mit 1,2 Millionen Franken gefördert.

Die neue Gemeinde Calanca verfügt über 37,7 Quadratkilometern und zählt 205 Einwohner. Die vier Gemeinden arbeiten seit Jahren in einigen Bereichen zusammen. Seit 1988 führen sie eine gemeinsame Verwaltung in Arvigo. Die meisten kommunalen Aufgaben werden jedoch im Verbund mit den anderen Calancataler Gemeinden oder gar überregional wahrgenommen. Die Primarschule wird gemeinsam in Castaneda geführt. Amts- und Schulsprache im ganzen Calancatal ist Italienisch.

Scuol, die grösste Gemeinde der Schweiz

Im mittleren und oberen Unterengadin werden zwei Gemeindefusionen gleichzeitig umgesetzt. Die Gemeinden Ardez, Ftan, Guarda, Scuol, Sent und Tarasp schliessen sich per 1. Januar 2015 zur neuen Gemeinde Scuol, die Gemeinden Lavin, Susch und Zernez zur neuen Gemeinde Zernez zusammen. Mit den Fusionen wird die kommunale Struktur im Unterengadin bereinigt. Die mehrheitlich rätoromanische Talschaft verfügt künftig über die vier Gemeinden Zernez, Scuol, Valsot (2013 aus Ramosch und Tschlin entstanden) und die deutschsprachige Gemeinde Samnaun. In Scuol und Zernez ist es dank den Fusionen möglich, Verbände, insbesondere im Schul- und Forstbereich, aufzulösen.

Die neue Gemeinde Scuol wird mit 438,77 Quadratkilometern die grösste Gemeinde der Schweiz. Die Einwohnerzahl beträgt 4725. Die Stimmberechtigten von Ardez, Ftan, Guarda, Scuol, Sent und Tarasp befürworteten den Zusammenschluss Ende März. Der kantonale Förderbeitrag beträgt zehn Millionen Franken. Die neue Gemeinde Scuol wird dem Kreis Suot Tasna angehören. Die sechs fusionierenden Gemeinden sind im Regionalverband Pro Engiadina Bassa sowie im Bezirk Inn eingeteilt. Mit der Umsetzung der Gebietsreform wird Scuol Teil der Region Engiadina Bassa/Val Müstair. Die Schule wird gemäss Fusionsvereinbarung dezentral geführt, Oberstufen bestehen in Scuol und Sent. Das Hochalpine Institut Ftan ist die regionale Mittelschule des Unterengadins.

Zernez, eine der waldreichsten Gemeinden

Die neue Gemeinde Zernez weist 344 Quadratkilometern und 1597 Einwohner auf. Die Gemeindefusion wurde von den Stimmberechtigten im April gutgeheissen. Der Zusammenschluss wird vom Kanton mit drei Millionen Franken unterstützt. Lavin, Susch und Zernez grenzen aneinander und gehören dem gleichen Kreis Sur Tasna an. Mit der Umsetzung der Gebietsreform wird die neue Gemeinde Zernez ebenfalls der Region Engiadina Bassa/Val Müstair angehören.

Zernez mit seiner regionalen Zentrumsfunktion verfügt nebst einem breiten Dienstleistungsangebot auch über eine Schulinfrastruktur. Zernez ist heute schon eine der flächengrössten und waldreichsten Gemeinden der Schweiz. Mehr als zwei Drittel der Fläche des 1914 gegründeten Nationalparks liegen auf dem Territorium von Zernez. Auf Suscher und teilweise auf Laviner Gemeindegebiet steht der RhB-Verladebahnhof Sagliains, welcher 1999 mit der Vereinalinie eröffnet wurde.

Der Grosse Rat wird in der Dezembersession über die Gemeindefusionen von Calanca, Scuol und Zernez befinden. Sofern das Parlament den Zusammenschlüssen zustimmt, reduziert sich die Anzahl der Gemeinden im Kanton von derzeit 146 auf noch 125 per 1. Januar 2015. (so)

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