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Avenir Suisse: Seniorenarbeit gegen Fachkräftemangel

Schweizer Unternehmen klagen bereits heute über Fachkräftemangel. Verschärfen wird sich dieser durch die Masseneinwanderungsinitiative und weil die Babyboomer-Jahrgänge ins Rentenalter kommen. Die liberale Denkfabrik Avenir Suisse setzt daher stärker auf ältere Mitarbeiter.

Südostschweiz
27.01.15 - 14:02 Uhr

Zürich. – Senioren sind ein Trumpf gegen den Fachkräftemangel, heisst es im neuen «Avenir Standpunkte». Doch die Altersarbeit stecke noch in den Kinderschuhen. Gelänge es, jeden Neurentner nur zwei Monate länger im Arbeitsprozess zu halten, würde dies 5000 Vollzeitstellen entsprechen, sagte Projektleiter Jérôme Cosandey am Dienstag vor den Medien.

Mit den älteren Mitarbeitern bleibt ausserdem wertvolles Know-how im Unternehmen. Und die immer zahlreicher werdenden älteren Kunden schätzen es, wenn sie von Gleichaltrigen beraten werden.

Kreative und flexible Modelle gefragt

Doch damit ältere Arbeitnehmer bereit sind, länger zu arbeiten, braucht es die richtigen Rahmenbedingungen. Laut einer Umfrage würden 57 Prozent der Mitarbeiter über 60 Jahre über das Rentenalter hinaus arbeiten, wenn die Bedingungen stimmen. Gewünscht sei mehr Zeitsouveränität und weniger Produktionsdruck, schreibt Avenir Suisse.

Gefragt seien kreative, individualisierte Lösungen, beispielsweise bei Teilzeitmodellen. Zeitliche Flexibilität sei nicht nur während des Tages oder der Woche denk- und wünschbar, sondern könne sich über einzelne Projekte oder Produktionsengpässe erstrecken.

«Seniorenjobs» sind nicht nur für gut ausgebildete Topkader mit akademischer Ausbildung möglich, wie Cosandey betonte. So könnten beispielsweise ältere Arbeitnehmer in Bäckereien punktuell im Weihnachtsgeschäft oder vor Ostern eingesetzt werden. Statt neue Mitarbeitende für wenige Einsätze auszubilden, könnte man bei der Instandhaltung älterer IT-Systeme oder Werkzeugmaschinen das Know-how der Senioren nutzen.

Keine Schutzmassnahmen für Senioren

Kritisch sieht Avenir Suisse Schutzregelungen für ältere Mitarbeiter. Längere Kündigungsfristen für Senioren oder ein Recht auf Arbeit würden zwar denjenigen helfen, die bereits eine Stelle haben. Gleichzeitig würde dadurch die Anstellung neuer, älterer Mitarbeiter erschwert und die Problematik der Langzeitarbeitslosigkeit verschärft.

Neben flexiblen Lösungen trage auch eine altersneutrale Personalpolitik zur Weiterbeschäftigung älterer Mitarbeiter bei. Die Vorstellung eines mit dem Alter steigenden Lohns sei immer weniger zeitgemäss, schreibt Avenir Suisse. Regelungen, die die Lohnkosten älterer Mitarbeiter verteuern, förderten die Verdrängung vom Arbeitsmarkt.

Politik muss Rahmenbedingungen schaffen

Schliesslich ist auch die Politik gefragt. Diese müsse die notwendigen Rahmenbedingungen für einen flexiblen Übertritte in Rente und Anreize für einen längeren Verbleib im Arbeitsprozess schaffen.

Signalwirkung habe eine Erhöhung des gesetzlichen Rentenalters. Der Befürchtung, dass es dadurch lediglich mehr ältere Arbeitslose geben würde, widerspricht Avenir Suisse. Die Wirtschaft würde zusätzliche Personalressourcen aufnehmen und ausserdem würde die Finanzierung der Altersvorsorge verstärkt. (sda)

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