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Ausschreitungen nach Freitagsgebet

Die gespannte Lage in den Palästinensergebieten hat sich nach dem muslimischen Freitagsgebet im Westjordanland in gewaltsamen Zusammenstössen entladen. In Ost-Jerusalem, wo es in den vergangenen Tagen schwere Zusammenstösse gab, blieb es dagegen vergleichsweise ruhig.

Südostschweiz
31.10.14 - 20:30 Uhr

Jerusalem. – Medienberichten zufolge waren rund um die Al-Aksa-Moschee rund 3000 Polizisten Beamte postiert - dreimal so viele wie normalerweise. Hunderte Polizisten kontrollierten den Zugang von den Toren der Jerusalemer Altstadt bis zur Al-Aksa-Moschee.

Der Tempelberg wurde nach der äusserst seltenen vollständigen Schliessung am Donnerstag wieder für muslimische Gläubige geöffnet, wobei der Zugang für das Freitagsgebet Männern unter 50 Jahren untersagt war.

In seiner Predigt in der Al-Aksa-Moschee bezeichnete Scheich Assam al-Chatib, Leiter der Stiftung zur Verwaltung muslimischer Güter (Waqf), den Donnerstag als «schwarzen Tag» und als Katastrophe».

An einer Reihe von Kontrollpunkten in der Altstadt mussten Passanten ihre Ausweise vorzeigen. Touristen blieben dem Basar im muslimischen Ost-Jerusalem fern. Auch andere Teile der Altstadt waren angesichts der Sicherheitsmassnahmen fast menschenleer.

Das Areal rund um die Moschee, das die Juden Tempelberg nennen und die Muslime Das edle Heiligtum, ist die drittheiligste Stätte des Islam nach Mekka und Medina und der Ort des ehemaligen Allerheiligsten im Judentum.

Jüdischer Ultranationalist weiter in Lebensgefahr

Der Hügel war am Donnerstag abgeriegelt worden, nachdem der jüdische Ultranationalist Jehuda Glick in Jerusalem angeschossen und der mutmassliche palästinensische Schütze von der Polizei getötet worden war. In der Folge gab es heftige Zusammenstösse, die an den Beginn der zweiten Intifada erinnerten.

Glick hatte vor dem Attentat einen Vortrag über jüdische Ansprüche auf den Tempelberg gehalten. Sein Zustand war am Freitag trotz einer leichten Verbesserung weiter lebensbedrohlich. Der von der Polizei getötete Palästinenser Muatas Hidschasi wurde inzwischen beerdigt. Zwischenfälle gab es dabei nicht.

Als Reaktion auf die Schliessung des Tempelbergs hatte die Fatah-Partei des Palästinenserpräsidenten Mahmud Abbas für Freitag zu einem «Tag des Zorns» aufgerufen. Abbas selbst hatte von einer «Kriegserklärung» der Israelis gesprochen.

Der Imam in Ramallah griff Abbas' Worte in seiner Freitagspredigt auf und protestierte gegen die «Kriegserklärung nicht nur an die Palästinenser, sondern an die Muslime in aller Welt».

Steinwürfe auf Polizisten

Am Kalandija-Kontrollpunkt im israelisch besetzten Westjordanland auf der Strasse zwischen Jerusalem und Ramallah warfen etwa 300 Palästinenser Steine auf Polizisten, die mit Schüssen und Gummigeschossen antworteten. Ein Dutzend Palästinenser wurde verletzt. Steinwürfe gegen Grenzschützer meldete die Polizei auch aus dem Jerusalemer Altstadtviertel Wadi Dschos.

Im Gazastreifen folgten tausende Menschen dem Aufruf der Palästinenserorganisationen Hamas und Islamischer Dschihad, Hidschasi die letzte Ehre zu erweisen. Sie verbrannten israelische Fahnen und hielten Fotos des Palästinensers hoch. Nach Angaben des Islamischen Dschihad war Hidschasi Mitglied der Organisation. (sda)

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