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Ära der Demokratie in Libyen beginnt

Machtübergabe in Libyen: Fast ein Jahr nach dem Sturz von Langzeitdiktator Muammar al-Gaddafi hat in Tripolis das neue, demokratisch gewählte Parlament die Macht übernommen.

Südostschweiz
09.08.12 - 03:31 Uhr

Tripolis/Kairo. – Die feierliche Zeremonie in der Nacht zum Donnerstag in der Hauptstadt galt als symbolische Zäsur auf dem Weg des nordafrikanischen Staates zu demokratischen Verhältnissen. Der Nationale Übergangsrat übergab nach einer Schweigeminute für die Opfer des blutigen Aufstands gegen Gaddafi die formelle Macht im Land an den im Vormonat gewählten Nationalkongress.

«Wir schliessen damit ein Kapitel der Diktatur und schlagen eine neue Seite im Aufbau des Staates Libyen auf», sagte Mustafa Abdel Dschalil, der Vorsitzende des Übergangsrates. Anschliessend übergab er dem ältesten Abgeordneten des neuen Parlaments, Mohammed Ali Salim, eine libysche Flagge. «Wir schwören, dass wir die Ziele erreichen werden, für die die Libyer ihr Leben gegeben haben», sagte Salim.

Wegen des Fastenmonats Ramadan hatten die Feierlichkeiten, an denen sich auch ausländische Diplomaten und Delegierte arabischer Staaten beteiligten, erst am späten Mittwochabend begonnen. Nach der kurzen Zeremonie erleuchtete ein Feuerwerk den Himmel über Tripolis, während die Menschen in den Strassen feierten. «Libyen wird immer ein freies und demokratisches Land bleiben», riefen sie.

Der Übergangsrat war noch während des Volksaufstandes gegründet worden, der im Februar 2011 begann und nach sechs Monaten die Gaddafi-Herrschaft beendete. Der neue 200-köpfige Kongress wurde am 7. Juli gewählt.

120 Mandate gingen an Einzelkandidaten ohne klare politische Zuordnung. 80 Sitze wurde unter den Parteien verteilt. Stärkste Fraktion wurde die reformorientierte Gruppierung des Technokraten und Regierungschefs der Aufstandszeit, Mahmud Dschibril.

Nun soll der Nationalkongress eine Regierung bestimmen, die Wahl einer verfassunggebenden Versammlung vorbereiten und ein Referendum über die künftige Verfassung abhalten. Auf deren Grundlage soll dann ein neues Parlament gewählt werden. (sda)

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