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Südafrikanischer Anti-Apartheid-Kämpfer Ahmed Kathrada gestorben

Er war ein enger Weggefährte und Vertrauter Nelson Mandelas und bedeutender Kämpfer gegen die Apartheid: Der südafrikanische Bürgerrechtler Ahmed Kathrada ist tot. Kathrada starb am Dienstagmorgen im Alter von 87 Jahren in Johannesburg.

Südostschweiz
28.03.17 - 13:28 Uhr
Politik
Sass im Gefängnis Robben Island mit Nelson Mandela: Anti-Apartheid-Kämpfer Ahmed Kathrada stirbt 87-jährig. (Archivbild)
Sass im Gefängnis Robben Island mit Nelson Mandela: Anti-Apartheid-Kämpfer Ahmed Kathrada stirbt 87-jährig. (Archivbild)
KEYSTONE/EPA GCIS HANDOUT/KOPANO TLAPE

Wie seine Stiftung mitteilte, verschied Kathrada in einem Spital in Johannesburg nach kurzer Krankheit infolge einer Hirnoperation. Sein Zustand hatte sich zuletzt verschlechtert.

Die Beisetzung sollte am Mittwoch nach muslimischem Ritus stattfinden. Die Flaggen an öffentlichen Gebäuden in Südafrika wurden auf Halbmast gesetzt, geplant war überdies eine staatliche Trauerfeier.

Gemeinsam mit Mandela verurteilt

Kathrada wurde 1929 in Südafrika geboren und stammte aus einer indisch-muslimischen Einwandererfamilie. Mit 17 Jahren begann er seinen Kampf gegen das Apartheid-Regime der weissen Minderheit in Südafrika. Er trat dem Afrikanischen Nationalkongress (ANC) bei, der 1960 verboten wurde. Zwei Jahre später wurde er unter Hausarrest gestellt, woraufhin er im Untergrund weiterkämpfte.

Kathrada gehörte zum Oberkommando der vom späteren südafrikanischen Präsidenten und Nationalhelden Mandela geführten Guerilla-Organisation Umkhonto wesizwe (Speer der Nation), als er mit 34 Jahren verhaftet und ein Jahr später im sogenannten Rivonia-Prozess gemeinsam mit Mandela verurteilt wurde.

Der Rivonia-Prozess hatte weltweit für Aufmerksamkeit gesorgt und ein Schlaglicht auf das brutale Justizsystem unter dem Apartheid-Regime geworfen. Kathrada verbrachte 26 Jahre und drei Monate in Haft, 18 davon auf der berüchtigten Gefängnisinsel Robben Island, wo er gemeinsam mit Mandela Zwangsarbeit leisten musste. Erst 1989 kam er frei.

Im Gefängnis war er als Lehrer für seine Mithäftlinge tätig und galt als einer der Vordenker, die später Teil der ANC-Delegation bei den Verhandlungen waren, die die Apartheid überwanden. Kathrada übte selbst nie ein politisches Amt aus, war aber als parlamentarischer Berater Mandelas in dessen Amtszeit von 1994 bis 1999 in der ersten ANC-Regierung tätig.

Zuletzt scharfer Kritiker der ANC-Regierung

Landesweit gab es Trauerbekundungen zu seinem Tod. «Die Nation hat einen Titanen verloren, einen herausragenden Führer und grossen Patrioten», erklärte der ANC zum Tod Kathradas. «Onkel Kathy», wie er genannt wurde, habe «dem ANC trotz zeitweiser Differenzen nie den Rücken gekehrt». Kathrada galt zuletzt als scharfer Kritiker der ANC-Regierung von Präsident Jacob Zuma.

Die Nelson-Mandela-Stiftung würdigte Kathrada als «Verkörperung eines Versprechens» während der Apartheid. Er sei «ein Kamerad, Partner und enger Freund von Nelson Mandela über sieben Jahrzehnte» gewesen.

Der südafrikanische Erzbischof und Friedensnobelpreisträger Desmond Tutu bezeichnete ihn als «einen Mann von ausserordentlicher Sanftheit, Bescheidenheit und Standhaftigkeit». Er sei ein moralischer Führer in der Anti-Apartheid-Bewegung gewesen.

Die Kathrada-Stiftung sprach von einem «grossen Verlust für den ANC, die grössere Befreiungsbewegung und Südafrika insgesamt». «Kathy war eine Inspiration für Millionen Menschen in verschiedenen Teilen der Welt.»

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