×

Nach Anschlag in London: Polizei lässt meiste Festgenommene frei

Vier Tage nach dem Terroranschlag vor dem britischen Parlament ist ein Grossteil der Verdächtigen wieder auf freiem Fuss. Nach der Attacke am Mittwoch mit fünf Toten und 50 Verletzten hatte die Polizei elf Menschen festgenommen.

Südostschweiz
25.03.17 - 14:51 Uhr
Politik
Ein Polizist bewacht dem Zugang zum britiscen Parlament in London. Nach dem Anschlag vom Mittwoch haben die Ermittlungsbehörden die Mehrzahl der im Nachgang der Tat verhafteten Personen wieder auf freie Fuss gesett. (Archvibild)
Ein Polizist bewacht dem Zugang zum britiscen Parlament in London. Nach dem Anschlag vom Mittwoch haben die Ermittlungsbehörden die Mehrzahl der im Nachgang der Tat verhafteten Personen wieder auf freie Fuss gesett. (Archvibild)
KEYSTONE/EPA/ANDY RAIN

Neun sind inzwischen wieder auf freiem Fuss, wie Scotland Yard am Freitag mitteilte. Zwei Männer aus Birmingham, 58 und 27 Jahre alt, blieben zunächst in Polizeigewahrsam. Sie werden verdächtigt, eine terroristische Straftat vorbereitet zu haben.

Zwei Frauen aus Manchester und London, 32 und 39 Jahre alt, wurden auf Kaution freigelassen; gegen sie wird weiter ermittelt. Gegen sieben weitere zunächst Festgenommene lag kein Verdacht mehr vor.

Scotland Yard bat die Bevölkerung bei den weiteren Ermittlungen um Mithilfe. Der Geburtsname des Täters Khalid Masood lautet Adrian Russell Ajao, wie die Ermittler herausfanden. Er verwendete wohl noch eine Reihe weiterer Namen.

Der Täter hatte am Mittwochnachmittag auf der Westminster-Brücke mit seinem Auto Fussgänger angefahren und dabei eine 43-jährige Britin und einen 54-jährigen Touristen aus den USA getötet. Anschliessend erstach er einen 48-jährigen Polizisten vor dem Parlament, bevor ihn die Polizei erschoss. Ein bei dem Anschlag schwer verletzter 75-Jähriger starb am Donnerstagabend im Spital.

IS reklamiert Tat für sich

Die Polizei versucht nach eigenen Angaben herauszufinden, ob Masood «von terroristischer Propaganda inspiriert, komplett allein handelte» oder ob er «von anderen ermutigt, unterstützt oder gelenkt» wurde.

Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) hatte die Tat für sich reklamiert. Der Wissenschaftler Peter Neumann bezweifelte aber, dass Masood in direktem IS-Auftrag handelte. Es gebe einige Hinweise, dass zwischen dem Attentäter und der Terrormiliz keine direkte physische Verbindung bestanden habe, sagte er der Nachrichtenagentur dpa.

Masood war mehrfach vorbestraft und der Polizei vor allem durch Gewaltdelikte aufgefallen. Während eines Gefängnisaufenthalts soll er zum Islam konvertiert sein, berichteten britische Medien. Nach Angaben der Premierministerin Theresa May stand er zeitweise unter Verdacht, ein gewalttätiger Extremist zu sein. Masood lebte zuletzt in Birmingham. Die Stadt und ihr Umland gelten als Schwerpunkte der radikalen Islamistenszene.

Wie die saudische Botschaft in London bestätigte, hatte sich Masood zwischen 2005 und 2009 auch mehrfach längere Zeit in Saudi-Arabien aufgehalten und dort als Englischlehrer gearbeitet. Er sei in dieser Zeit aber den Sicherheitsbehörden nicht aufgefallen, hiess es in einer Mitteilung auf der Twitter-Seite der Botschaft am Freitag.

Kommentieren
Wir bitten um euer Verständnis, dass der Zugang zu den Kommentaren unseren Abonnenten vorbehalten ist. Registriere dich und erhalte Zugriff auf mehr Artikel oder erhalte unlimitierter Zugang zu allen Inhalten, indem du dich für eines unserer digitalen Abos entscheidest.
Mehr zu Politik MEHR