×

Vorgemeinden sind verkommen zum Auslaufmodell

Frühlingszeit ist Bürgerversammlungszeit: Um die Einwohner über die dortigen Traktanden zu informieren, kennen viele Gemeinden die Vorgemeinden. Allerdings gibt es sie immer weniger – sie sind zu wenig besucht.

Südostschweiz
22.03.17 - 14:00 Uhr
Politik
Eher die Ausnahme: Meist besuchen deutlich weniger Bürger die Vorgemeinde. (Archivbild)
Eher die Ausnahme: Meist besuchen deutlich weniger Bürger die Vorgemeinde. (Archivbild)

Sie wird immer mehr zu einem Relikt aus vergangenen Tagen: die Vorgemeinde. Denn das Interesse der Bürger lässt spürbar nach. Das Problem: An einer Vorgemeinde wird das erklärt, was eins zu eins an der Bürgerversammlung zwei Wochen später behandelt wird. Zählt man Behördenvertreter ab, finden jeweils nur wenige Einwohner den Weg an die Vorgemeinde. Viele Gemeinden im Linthgebiet halten trotzdem daran fest.

Noch kein Beschluss gefasst

Laut Gemeindepräsident Félix Brunschwiler fand in Schmerikon bis jetzt immer eine Vorgemeinde statt. «Wir haben uns aber Gedanken zu diesem Thema gemacht.» Ein Beschluss, ob man die Vorgemeinde abschaffen sollte, sei allerdings noch nicht gefasst worden. «Eine Überlegung ist, je nach Grösse des Geschäfts zu entscheiden.»

Ähnlich handhabt es die Gemeinde Uznach. Präsident Christian Holderegger behält sich vor, eine Vorgemeinde zu veranstalten, wenn ein brisantes Thema ansteht. Von einer Abschaffung zu sprechen, fände er zu früh – obwohl letztes Mal nur etwa 40 Bürger erschienen seien.

Schon genug informiert

In Eschenbach entscheidet man von Fall zu Fall. «Eine Vorgemeinde ist nur dann sinnvoll, wenn besondere Geschäfte anstehen. Sonst gibt es nichts zu diskutieren», sagt Gemeindeschreiber Thomas Elser. Der Vorteil einer Vorgemeinde sei, dass man das Thema ausführlicher besprechen könne als an der Bürgerversammlung. «Die Bürger trauen sich eher, Fragen zu stellen. Zudem kann man auch Fachleute zu Wort kommen lassen.»

Ebenso in der Gemeinde Gommiswald: «Die Besucherzahlen der Vorgemeinden waren dürftig», so Gemeindepräsident Peter Hüppi. «Das zeigt, dass die Einwohner schon gut informiert sind oder sich ihre Meinung schon gebildet haben.» Auch in Gommiswald findet nur noch dann eine Vorgemeinde statt, wenn etwas Grösseres ansteht. Dasselbe Bild in Kaltbrunn: «Wir haben damit aufgehört, weil abgesehen von den Behördenvertretern nur noch wenige Bürger gekommen sind», sagt Gemeindepräsident Markus Schwizer. Nun gebe es nur noch eine Vorgemeinde, sobald man Geschäfte habe, bei denen eine Vorinformation nötig sei.

Keine Vorgemeinde in der Stadt

Rapperswil-Jona kannte hingegen die Vorgemeinde gar nie. Laut Stadtschreiber Hansjörg Goldener bekommen die Bürger alle Unterlagen zur Bürgerversammlung vorab – eine Vorgemeinde sei nie ein Thema gewesen. Auch in der Gemeinde Schänis findet keine solche Info-Veranstaltung statt. Ebenso in Amden, Benken und Weesen.

Kommentieren
Wir bitten um euer Verständnis, dass der Zugang zu den Kommentaren unseren Abonnenten vorbehalten ist. Registriere dich und erhalte Zugriff auf mehr Artikel oder erhalte unlimitierter Zugang zu allen Inhalten, indem du dich für eines unserer digitalen Abos entscheidest.
Mehr zu Politik MEHR