×

Elf Verletzte bei erneuten Ausschreitungen in Bern

Bei der dritten Protestkundgebung seit einer halben Woche sind in Bern am Samstagabend elf Personen verletzt worden. Ein Grossaufgebot der Polizei verhinderte erneut, dass rund 200 Demonstranten von der Schützenmatte in die Innenstadt ziehen konnte.

Südostschweiz
26.02.17 - 15:37 Uhr
Politik
Nachdem die Polizei einen Demonstrationszug in die Innenstadt verhindert hatte, kam es am Samstagabend bei der Berner Reitschule zu heftigen Ausschreitungen.
Nachdem die Polizei einen Demonstrationszug in die Innenstadt verhindert hatte, kam es am Samstagabend bei der Berner Reitschule zu heftigen Ausschreitungen.
Keystone/Stringer

Nach der gewaltsamen Räumung eines besetzten Hauses an der Effingerstrasse am letzten Mittwoch hatte die Gruppe «RaumRaub» zu einer Kundgebung aufgerufen, um für «Freiräume statt Zwangsräumung» zu demonstrieren. Gegen 20.40 Uhr setzte sich ein erster Umzug auf der Schützenmatte in Bewegung.

Um einen Weiterzug der Kundgebung in die Innenstadt zu verhindern, riegelten die Einsatzkräfte sämtliche Zufahrtsstrassen rund um die Schützenmatte ab. Nach einem kurzen Umzug rund um die Reitschule zogen sich die Demonstrierenden gegen 21.00 Uhr auf den Vorplatz der Reitschule zurück.

Rund 50 Vermummte errichteten in der Folge Strassenbarrikaden und zündeten diese teilweise an, wie eine sda-Reporterin beobachtete. Zudem ging ein Lieferwagen in Flammen auf. Laut Polizeiangaben vom Sonntag wurden zahlreiche auf einem Parkplatz abgestellte Fahrzeuge stark beschädigt. Zur Brandbekämpfung stand ein Löschzug der SBB im Einsatz.

Verletzte auf beiden Seiten

Aus der Menge heraus flogen Steine, Feuerwerkskörper und andere Wurfgegenstände auf die Polizeikräfte. Zudem seien die Einsatzkräfte mit Lasern geblendet worden, schreibt die Polizei. Zwei Mitarbeiter der Transportpolizei sowie acht Polizistinnen und Polizisten wurden durch Laserattacken und Wurfgeschosse verletzt.

Die Kantonspolizei Bern wiederum setze mehrmals Gummischrot, Reizstoff und Wasserwerfer ein. Gegen 22.30 Uhr zogen sich die Demonstranten in die Reitschule zurück.

Sechs Personen wurden vorübergehend festgenommen. Ein mutmasslicher Demonstrant wurde verletzt ins Spital gebracht. Die Gruppe «RaumRaub» ihrerseits schrieb am Sonntag in einem Communiqué von mindestens zwei Personen, die von der Polizei schwer verletzt worden seien.

Wegen der Ausschreitungen blieben die Verkehrsachsen rund um die Schützenmatte bis spät in der Nacht zum Sonntag gesperrt. Bereits am Freitagabend hatte ein Grossaufgebot der Polizei einen sogenannten «Knastspaziergang» verhindert und die unbewilligte Kundgebung mit Wasserwerfern und Tränengas aufgelöst.

Am Mittwochabend hatte die Polizei einen Protest-Umzug zunächst noch toleriert, griff aber ein, nachdem es aus dem Umzug heraus in der Länggasse zu Sachbeschädigungen im Umfang von mehreren zehntausend Franken gekommen war.

Rotgrüne Stadtregierung stärkt Polizei den Rücken

Die Berner Stadtregierung bedauerte am Sonntag die Ausschreitungen der letzten Tage «zutiefst» und rief in einem Communiqué zum Dialog auf. Kundgebungen seien ein wichtiger Teil des demokratischen Prozesses, doch dürften sie nicht in Gewalt gegen Menschen und Sachbeschädigungen münden.

Der rotgrüne Gemeinderat zeigte sich zudem erleichtert darüber, dass die Kantonspolizei ein Übergreifen der Gewalt auf die angrenzenden Quartiere verhindert habe. Damit sei das Hauptziel der polizeilichen Intervention erreicht worden.

Die Urheber der Gewaltanwendungen sollen zur Rechenschaft gezogen werden, forderte die Stadtregierung. Sie hoffe, dass es der Kantonspolizei gelinge, jene Personen zu ermitteln, die Straftaten verübt hätten.

«RaumRaub» kündigte am Sonntag an, auch weiter «keine Ruhe» zu geben. Man wolle die «freigesetzte Energie und die verschiedenen Widerstandsformen sichtbar machen».

Kommentieren
Wir bitten um euer Verständnis, dass der Zugang zu den Kommentaren unseren Abonnenten vorbehalten ist. Registriere dich und erhalte Zugriff auf mehr Artikel oder erhalte unlimitierter Zugang zu allen Inhalten, indem du dich für eines unserer digitalen Abos entscheidest.
Mehr zu Politik MEHR