×

Mehr als 50 Tote bei Selbstmordanschlägen bei Al-Bab in Syrien

Einen Tag nach der Einnahme der nordsyrischen Stadt Al-Bab durch protürkische Rebellen sind bei zwei Selbstmordattentaten mehr als 50 Menschen getötet worden.

Südostschweiz
24.02.17 - 15:24 Uhr
Politik
Bild der Zerstörung nach dem Anschlag am Freitag in Susian.
Bild der Zerstörung nach dem Anschlag am Freitag in Susian.
Keystone/AP Thiqa News Agency/UNCREDITED

Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte meldete am Freitag, bei einem Anschlag nahe Al-Bab habe es 51 Tote gegeben. Wenig später wurden zwei türkische Soldaten bei einem weiteren Attentat getötet. Die Rebellen hatten am Donnerstag verkündet, Al-Bab von der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) befreit zu haben.

Weniger als 24 Stunden nach der «Niederlage» der IS-Kämpfer in Al-Bab habe sich ein Attentäter in Susian acht Kilometer nordöstlich der Stadt mit einem Fahrzeug in die Luft gesprengt, sagte der Leiter der Beobachtungsstelle, Rami Abdel Rahman. Der Anschlag richtete sich demnach gegen zwei Kommandoposten der Rebellen, die dabei zerstört wurden.

Laut den für Medien kaum überprüfbaren Informationen der oppositionsnahen Beobachtungsstelle waren die meisten Opfer der Explosion in Susian Zivilisten. Zahlreiche Verletzte schwebten noch in Lebensgefahr. Zu dem Anschlag bekannte sich zunächst niemand, doch machten die Rebellen die IS-Miliz verantwortlich, die Al-Bab bisher kontrollierte.

Der Rebellenkommandant Abu Dschaafar der Mutassem Brigaden sagte, die türkische Armee, die Rebellen und Einwohner aus Al-Bab hätten sich in Susian getroffen, um «einen Sicherheitsapparat zu organisieren und einen Plan für den Wiederaufbau von Al-Bab aufzustellen». Eine IS-Schläferzelle habe jedoch beschlossen, die Versammlung anzugreifen.

Voller Bomben und Sprengsätze

Kurz nach dem schweren Anschlag in Susian teilte der türkische Ministerpräsident Binali Yildirim mit, zwei türkische Soldaten seien bei einem Selbstmordanschlag in Al-Bab getötet worden, als sie in der schwer zerstörten Stadt nach Sprengsätzen suchten. Die ganze Stadt sei noch voller Bomben und improvisierter Sprengsätze, sagte Yildirim.

Die türkische Armee und verbündete syrische Rebellen hatten die IS-Hochburg Al-Bab über Wochen belagert. Die Dschihadisten leisteten jedoch heftigen Widerstand, so dass die Offensive lange kaum Fortschritte machte. Seit der türkischen Intervention in Nordsyrien wurden 71 Soldaten getötet, die meisten von ihnen vor Al-Bab.

Am Donnerstag dann verkündeten die Rebellen die Einnahme der gesamten Stadt, doch blieben Zweifel an der Siegesmeldung. Die Beobachtungsstelle erklärte, IS-Kämpfer seien weiter in der Stadt präsent. AFP-Reporter hörten am Donnerstagnachmittag vereinzelt Schusswechsel, während die Rebellen weiter die Stadt durchkämmten.

Die vollständige Vertreibung aus Al-Bab wäre ein schwerer Rückschlag für die Extremistengruppe, die auch in ihrer letzten irakischen Hochburg Mossul unter Beschuss steht. Die türkische Regierung hat angekündigt, nach Al-Bab die syrische IS-Hauptstadt Raka ins Visier zu nehmen. Doch laufen noch Gespräche mit den USA, wer an der Operation beteiligt wird.

Luftangriffe am Stadtrand von Aleppo

Bei Angriffen der syrischen Luftwaffe am Stadtrand von Aleppo wurden unterdessen 32 Rebellenkämpfer getötet, wie die Beobachtungsstelle mitteilte. Die Regierungstruppen hatten die Grossstadt im Dezember nach monatelangen Kämpfen zurückerobert, doch bleiben die Aufständischen in Raschidin und anderen westlichen Vororten Aleppos präsent.

Laut der Beobachtungsstelle reagierte die Armee mit der Bombardierung auf den Raketenbeschuss der Rebellen. Eigentlich gilt seit Ende Dezember eine von Russland und der Türkei vermittelte Waffenruhe zwischen Regierung und Rebellen. Die IS-Miliz und andere Dschihadistengruppen sind davon ausgenommen.

Kommentieren
Wir bitten um euer Verständnis, dass der Zugang zu den Kommentaren unseren Abonnenten vorbehalten ist. Registriere dich und erhalte Zugriff auf mehr Artikel oder erhalte unlimitierter Zugang zu allen Inhalten, indem du dich für eines unserer digitalen Abos entscheidest.
Mehr zu Politik MEHR