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Unblutiger Machtwechsel in Gambia: Jammeh tritt ab

Angesichts einer unmittelbar bevorstehenden Entmachtung durch ausländische Truppen hat der abgewählte gambische Präsident Yahya Jammeh seinen Amtsverzicht erklärt. Er wandte sich in der Nacht zum Samstag in einer Fernsehansprache an das Volk.

Südostschweiz
21.01.17 - 03:57 Uhr
Politik
Er soll sich grundsätzlich mit der Aufgabe seines Amtes abgefunden haben, verhandelt werden aber noch die Bedingungen seines Abgangs: Gambias abgewählter Präsident Yahya Jammeh. (Archivbild)
Er soll sich grundsätzlich mit der Aufgabe seines Amtes abgefunden haben, verhandelt werden aber noch die Bedingungen seines Abgangs: Gambias abgewählter Präsident Yahya Jammeh. (Archivbild)
KEYSTONE/AP/JEROME DELAY

Nach Marathonverhandlungen mit westafrikanischen Vermittlern erklärte Jammeh im staatlichen Fernsehen, er habe sich entschlossen, «die Führung des Landes» aufzugeben. Es sei nicht nötig, «dass auch nur ein Tropfen Blut vergossen wird.» Seinen Nachfolger, den im Dezember gewählten Adama Barrow, erwähnte er nicht.

Er dankte jenen, die ihn beim Aufbau «eines modernen Gambia unterstützt» hätten. Jammeh hat den westafrikanischen Staat, eines der ärmsten Länder der Welt, seit 22 Jahren mit harter Hand regiert. Am Donnerstag war eine westafrikanische Eingreiftruppe in Gambia einmarschiert, um den Machtwechsel notfalls zu erzwingen.

Details noch unklar

Es blieb nach Jammehs Ansprache jedoch zunächst unklar, ob er ins Exil gehen würde und ob ihm für das Aufgeben der Macht eine Amnestie gegen strafrechtliche Verfolgung zugesichert wurde. Es wurde vermutet, dass Jammeh entweder nach Mauretanien oder Guinea ins Exil gehen würde.

Barrow hatte seinen Amtseid am Donnerstag in der gambischen Botschaft im Senegal abgelegt. Kurz darauf war eine Eingreiftruppe der westafrikanischen Staatengemeinschaft Ecowas in Gambia einmarschiert, um den Machtwechsel notfalls zu erzwingen.

Der letzte Vermittlungsversuch, Jammeh zum Einlenken zu bewegen, zog sich von Freitagmorgen bis in die Nacht. Angeführt wurden die Verhandlungen von Guineas Präsident Alpha Condé.

Keine Kämpfe erwartet

Die militärische Intervention war am Freitagmorgen vor den Vermittlungsgesprächen auf Eis gelegt worden. Hätte Jammeh nicht nachgegeben, wären die Truppen aus Nigeria, Ghana, Togo und dem Senegal nach Banjul marschiert.

Trotzdem war es unwahrscheinlich, dass es zu grösseren Kampfhandlungen kommen würde. Die Gesamtstärke der gambischen Streitkräfte liegt etwa zwischen 800 bis 1000 Soldaten. Die Führung von Streitkräften und Polizei hatte sich bereits von Jammeh losgesagt.

«Selbst wenn die Gespräche scheitern, werden die gambischen Truppen die Ecowas-Truppen mit offenen Armen und einer Tasse Tee begrüssen», sagte Generalstabschef Ousman Badgie am Freitagnachmittag.

Die frühere britische Kolonie Gambia gehört nach einem UNO-Index zu den 20 ärmsten Ländern der Welt. Neben der Landwirtschaft ist in dem Staat mit etwa zwei Millionen Einwohnern der Tourismus einer der wichtigsten Wirtschaftszweige.

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