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Wie Olympia in Lillehammer dem Tourismus half

Ist es eine Ironie der Geschichte? Wenn das Bündner Stimmvolk am 12. Februar über die Kandidatur für Olympia 2026 befindet, tut es das an jenem Datum, an dem 1994 im norwegischen Lillehammer die Wettbewerbe begannen. Was haben sie der Kleinstadt gebracht? Christian Ruch hat in Norwegen nachgefragt.

Südostschweiz
18.01.17 - 11:30 Uhr
Politik

Die Olympischen Winterspiele von 1994 geniessen noch heute einen legendären Ruf. Wer damals dabei war, schwärmt immer noch davon. So auch die im Aargau lebende Norwegerin Eldrid Hågård Aas, Norwegisch-Lehrbeauftragte an der Uni Basel. Sie hat die Olympischen Winterspiele in Lillehammer als ehrenamtliche Helferin hautnah miterlebt, wie sie der «Südostschweiz» erzählt:

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Eldrid Hågård Aas 1994 als Helferin

 

Doch was hat das alles langfristig gebracht? Für Ove Gjesdal, Manager der Tourismus-Organisation Visit Lillehammer, ist die Antwort klar: «Ich wage mir nicht auszumalen, wie es hier wäre, hätten wir die Olympischen Spiele nicht gehabt.» Und fügt hinzu: «Obwohl die Spiele nun schon lange zurückliegen, bildet ihre Infrastruktur in Form der Hotels, Sportanlagen und Transportmöglichkeiten die Basis für den Tourismus heute. Und das war auch das Ziel: Die Spiele sollten uns gute Rahmenbedingungen für die Zeit danach ermöglichen.»

Dass verschiedene Studien Ende der Neunzigerjahre zum Schluss kamen, der Effekt der Wettbewerbe sei in Lillehammer wie auch in den anderen Austragungsorten nicht nachhaltig gewesen, kann Gjesdal aus heutiger Sicht nicht nachvollziehen. «In der Altersgruppe der über 40-Jährigen gibt es viele Gäste, die nur kommen, weil sie sich an die Spiele erinnern. Selbst in China kennt man immer noch das wunderbare Wintermärchen von 1994. Unser Werbebudget könnte so einen Effekt nie erzielen.»

Konkurrent von Graubünden?

Derzeit überlegt Lillehammer, entweder für die Winterspiele 2026 oder 2030 zu kandidieren – und das obwohl die norwegische Mitte-rechts-Regierung im Herbst 2014 die Kandidatur Oslos für die Wettbewerbe 2022 gestoppt hat. Im Gegensatz zu Graubünden waren es in Norwegen nicht so sehr die Sozialdemokraten, die das Projekt bekämpften; der Widerstand kam vor allem aus den Mitte-rechts-Parteien, die seit 2013 die norwegische Regierung stellen. Grund dafür war neben den immensen Kosten der angeblich 7000 Seiten starke Anforderungskatalog des IOC, der viele Politiker erboste.

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