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Komitee gegen Olympia ortet «irrationalen Überschwang»

Gut drei Wochen vor der Abstimmung hat sich nun auch ein parteiloses «Bürgerinnenkomitee gegen Olympia 2026» in die Debatte eingebracht.

Südostschweiz
18.01.17 - 18:55 Uhr
Politik
Aixa Andreetta, Max Lüscher-Marty, Barbara Wülser und Enrico Bisaz (von links) informieren die Medien.
Aixa Andreetta, Max Lüscher-Marty, Barbara Wülser und Enrico Bisaz (von links) informieren die Medien.

«Wir wollen jenen ein Gesicht geben, die Olympia kritisch gegenüberstehen», sagte die Malanser Journalistin Barbara Wülser im Churer Hotel «Stern». Gerade auch, weil es «angesichts der Drohkulisse» der Befürworter in Regierung und Wirtschaftsverbänden «ein bisschen Mut» brauche, sich öffentlich dagegen auszusprechen.

«Irrationaler Überschwang»

Gründe dagegen gebe es genug, Max Lüscher-Marty. «Unsere Vordenker aus Politik, Wirtschaft und Sport haben sich da in etwas verrannt», stellte der Ökonom und Autor aus Zizers fest. Als «Geldmensch» versuche er, aus der Geschichte zu lernen – «und die jüngere Geschichte von Olympischen Spielen lässt ein Ergebnis zwischen null und einem Minus erwarten.»

Für die bei den Promotoren vorherrschende Überzeugung, diesmal werde alles anders als früher und man könne nur gewinnen, gebe es in der Finanzbranche einen Ausdruck: jenen des «irrationalen Überschwangs».

Förderung des Breiten- statt des Spitzensports

Enrico Bisaz, pensionierter Arzt aus Zernez, brach eine Lanze für den Sport: «als Freizeitbeschäftigung nur zu empfehlen – gut für Körper und Geist». Dies gelte aber nur mit Ausnahmen, «eine davon ist der Spitzensport». Die Kommerzialisierung führe zu wachsendem Leistungsdruck, Doping und Frühinvalidität.

Und zur Bündner Kandidatur: «Wenn man so viel Geld zur Verfügung hat und dies in Sport und Tourismus investieren will, dann wenigstens mit einem unmittelbaren Nutzen und mit dauerhafter Wirkung», so Bisaz. So könnte der Kanton etwa Jugendlichen den Zutritt zu Skianlagen bezahlen. «Das wäre günstiger als Olympia und würde den Breitensport tatsächlich fördern.»

Max Lüscher-Marty rechnet im Interview mit «suedostschweiz.ch» mit einem Defizit von 100'000 bis 200'000 Millionen Franken. «Olympische Spiele sind für den bevölkerungsarmen Kanton Graubünden eine Schuhnummer zu gross. Um Olympia zu stemmen brauchen wir die ganze Schweiz», so Lüscher-Marty. (gmd)

 

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