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Lebrument «wehrt» sich

Hanspeter Lebrument, Verleger und Verwaltungsratspräsident von Somedia, 
über die harte 
Haltung der SP 
zu Olympia und Jon Pults Kritik im Grossen Rat.

Südostschweiz
07.12.16 - 05:00 Uhr
Politik

Am Montag sparte der Bündner SP-Politiker im Grossen Rat nicht mit Kritik am Medienhaus Somedia, wie folgendes Video beweist:

Nun äussert sich Verleger Hanspeter Lebrument in einem Kommentar dazu:

Hochachtung, Jon Pult. Bereits zum zweiten Mal ist es gelungen, alle Fraktionsmitglieder hinter sich zu scharen und das Projekt «Olympische Spiele» in den Boden zu stampfen. Olympia, von den alten Griechen auf dem Peloponnes aufgebaut, ist eine weltumspannende, grosse kulturelle Leistung. Krisen hin oder her.

Pult hat sich im Grossen Rat wie ein Mitglied einer tiefnationalistischen Rechtspartei verhalten. Seit Jahren schreit er sein Olympia-Nein in jener schweizerischen Region, die mit ihren Spielen von 1928 und 1948 in St. Moritz über die grösste olympische Erfahrung verfügt. Dass die Deutschen 1948 nach ihrem verbrecherischen 2. Weltkrieg wieder in die demokratische Welt eingegliedert wurden, ist auch Bündnern und Engadinern zu danken. Die Deutschen waren mit an den Olympischen Spielen, und sie haben uns diese Einladung gedankt, indem sie seit vielen Jahrzehnten zu guten Nachbarn und treuen Gästen wurden.

Nun sind Pult und seine Getreuen natürlich nicht eine rechtsnationalistische Gruppierung. Und auch der Verleger von Somedia ist mit seinen 75 Jahren nicht eine machtvolle Popanz, der die Puppen nach seiner Fasson tanzen lässt.

Olympische Spiele in Graubünden waren 2013 im Grossen Rat der Auftakt zu den Nationalratswahlen 2015. Der ehrgeizige Pult verfolgte ein Ziel. Die Linke wollte mit der Gotte von Pult, Silva Semadeni, und dem Göttibub Jon Pult in den Nationalrat einziehen. Zwei der fünf Nationalräte sollten von links kommen. Es brauchte emotionale, nicht ideologische Sachgeschäfte, mit denen man einen Teil der nichtsozialdemokratischen Wählerschaft für sich gewinnen konnte. Die Rechnung ging nur teilweise auf. Es kam zwar zum Nein in der Olympia-Abstimmung, aber nicht zum doppelten Nationalratseinzug von Gotte und Göttibub. Der Olympia-Verhinderer Pult scheiterte an der ganz plötzlich auftretenden Arbeitsplatzbeschafferin Magdalena Martullo.

Auch heute, wo das neue Konzept statt zwei sieben Gemeinden für die Ausrichtung der Spiele vorsieht und die Kosten statt 2,8 Milliarden 1,6 Milliarden betragen, wo mit guten wirtschaftlichen Gründen gesagt werden kann, dass mit dieser Konzeption ein Gewinn erwartet werden kann, weil nicht neue, sondern bestehende Anlagen benutzt werden, hat sich bei Pults Crew nichts geändert. Sie ist eisenhart beim Olympia-Nein geblieben.

Zwar sind die Linken aus der Westschweiz bei ihren Olympischen Spielen dabei, der sozialdemokratische Ständerat Hans Stöckli, einst Stadtpräsident von Biel, ist federführend bei der dritten Schweizer Olympiakandidatur. Es zeigt sich also, dass Olympia nur in Graubünden und sonst nirgends auf der Welt für parteipolitische und ideologische Kämpfe missbraucht wird.

In Graubünden sind am Montag und Dienstag die im Jahre 2018 stattfindenden Regierungsratswahlen wiederum mit der Olympiadebatte im Grossen Rat eröffnet worden. Und wenn bis 2018 die Gotte Silva nicht aus dem Nationalrat zurückgetreten ist und ihrem Göttibub Platz gemacht hat, so will er wenigstens der Nachfolger für Martin Jäger in der Bündner Regierung werden. Dieser Trostpreis ist immer noch besser, als in Zürich bei einer NGO-Agentur arbeiten zu müssen.

Wenn ich, ohne es zu wissen, zu einem Hauptgegner dieser Anti-Olympia-Gruppe geworden bin, dann ist das vielleicht auch wirtschaftlich begründet. Wenn man pro Jahr rund fünfzig Millionen Franken an Personalkosten im eigenen Unternehmen aufbringen muss, so überlegt man sehr genau, ob ein grosses, internationales Projekt wie Olympische Spiele dem Wirtschaftsstandort Graubünden nicht gut tun könnte.

Graubünden, vor allem der Wintertourismus, ist heute in keiner beneidenswerten Verfassung. Da wären Olympische Spiele für alle – die Jungen, die interessante Arbeit suchen, das Gesundheitswesen, das Bildungswesen, der Eintritt in die digitale Welt – von grossem Vorteil. Es ist auch ohne den Jobsuchenden Jon Pult und seine Leute schwierig, so etwas noch zu erhalten. Schade, dass wir in dieser Frage keine Einheit bei den wichtigen Parteien haben. Die Westschweiz und die weiteren Kandidaturen sind froh darüber.

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