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Rapperswil-Jona: Das politische Theater trifft sich zum Podium

Die Kandidaten für das Stadtpräsidium Rapperswil-Jona gaben sich am Podium für einmal ganz erwachsen – teilweise herrschte nicht mehr für möglich gehaltene Einigkeit. Die fünf Kandidierenden flüchteten sich aber auch oft in Politik-Floskeln. Dennoch gab es auch handfeste Aussagen zur potenziellen Zukunft der Stadt.

Südostschweiz
27.10.16 - 10:07 Uhr
Politik

Der Saal im Kreuz Jona platze aus allen Nähten, kein Sitzplatz war mehr frei. Die fünf Kandidaten standen mehr oder weniger lässig auf der Bühne, etwas versteckt hinter den kleinen Stehtischchen mit den weissen Platzdecken. Bereits vor dem Podium voll in die Offensive ging Erich Zoller, der amtierende Stadtpräsident Rapperswil-Jonas. Er sorgte mit einer speziellen Aktion für Gesprächsstoff: Jedem Haushalt in der Stadt liess er am Mittwochmorgen einen Aufkleber zukommen mit der Botschaft «ON – Nein Danke. Anstand bleibt». Wer diesen Aufkleber an den Briefkasten anbringt, soll keine Obersee Nahrichten (ON) mehr empfangen müssen. Ein klares Zeichen von Zoller gegen Bruno Hug, der ihn während des Wahlkampfes immer wieder attackiert hatte. Diese aggressive Seite zeigte Zoller auch zu Beginn der Debatte. «Wenn er diesen Humor nicht ertragen kann, sollte er etwas weniger austeilen», sagte Zoller trocken zur ungewöhnlichen Aktion.

Kommunikation als Problempunkt

Erster Diskussionspunkt war das politische Klima in der Stadt. Derzeit scheinen die Parteien und auch die Bevölkerung politisch so weit auseinanderzuliegen wie noch nie. «Qualität entsteht im Dialog. Diesen Dialog möchte ich mit den Parteien und der Bevölkerung führen», sagte CVP-Kandidat Peter Göldi. Ebenfalls ein wichtiger Punkt ist gemäss Martin Stöckling eine offene Kommunikation. «Der alte Stadtrat konnte nicht glaubhaft rüberbringen, dass er hinter seinen Projekten steht», so der FDP-Mann. Da müsse sich in Zukunft jeder Stadtrat an der eigenen Nase nehmen, wenn eine Situation wie die aktuelle entstehe, wo in der Bevölkerung über jede Entscheidung diskutiert werde und Uneinigkeit herrsche.

Während Zoller erneut gegen Hug schoss und ebenfalls die Kommunikation als Problempunkt ausmachte, versuchte sich der parteilose Hubert Zeis als Mann des Volkes zu profilieren: «Ich kann mir vorstellen, auf regelmässiger Basis einen „Höck“ zu veranstalten». So könne der Puls der Bevölkerung gefühlt werden. Nach besserer Kommunikation, verstärkten Dialogen und allmonatlichen Kaffee-Treffen kam Rahel Würmli von der UGS mit visionärem Gedankengut um die Ecke. «Es braucht eine klare Zukunftsperspektive, woran sich die Stadt und ihre Menschen orientieren können.» Wie diese Perspektiven aussehen, liess sie offen.

Viele Floskeln bei Verkehrssituation

Beinahe brüderliche Einigkeit herrschte bei der finanziellen Situation Rapperswil-Jonas. Wie die Stadt am selben Tag bekannt gab, reduziert sie ihre Beteiligung bei der Erdgas Obersee AG, die nun Energie Zürichsee Linth AG heisst, von 95 auf etwa 35 Prozent. Dies könnte zu Mehreinnahmen von 44 Millionen Franken führen. Diese Einnahmen seien gemäss Zoller ein Grund für die versprochene Steuersenkung. Alle Kandidaten zeigten sich dementsprechend zufrieden mit der finanziellen Situation der Stadt und wollen den aktuellen Kurs möglichst konsequent weiterführen. «Steuersenkungen machen einen Standort attraktiv. Das wiederum zieht Menschen und Unternehmen an», sagte Zeis.

Bedeckt hielten sich die Kandidaten hingegen bei der Frage nach der Lösung für das Verkehrsproblem. Sie flüchteten sich mehrheitlich in undurchsichtiges Politik-Gerede. «Mir sagen immer wieder Leute, wir könnten den Seedamm sprengen», sagte Würmli. Diese grobe Variante schloss sie aber im nächsten Satz aus. Trotzdem blieb es die konkreteste Aussage in dieser Frage. Zoller sagte, er könne wegen des Kollegialitätsprinzips keine Auskunft über seine favorisierte Lösung geben. CVP-Mann Göldi sagte auf die mögliche Tunnellösung angesprochen: «Es braucht zuerst Resultate der Machbarkeitsstudien.» Unternehmenslustig zeigte sich Stöckling («Zuwarten ist die falsche Variante»). Als Mitglied des Vereins verj hat er sich auf den Tunnel Mitte festgelegt. (due)

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