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Irakische Armee am Stadtrand von Mossul

Rund eine Woche nach Beginn der Offensive zur Rückeroberung Mossuls von der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) sind irakische Spezialeinheiten bis zum östlichen Stadtrand vorgestossen. In Mossul werden bis zu 6000 IS-Kämpfer vermutet.

Südostschweiz
25.10.16 - 16:53 Uhr
Politik

«An unserer Front sind wir nur fünf oder sechs Kilometer von Mossul entfernt», sagte am Dienstag der Kommandant der Anti-Terroreinheit CTS, Ahmed al-Assadi. Seine Einheit koordiniere sich mit den Kampfeinheiten an den übrigen Fronten. Vom Nordosten näherten sich kurdische Peschmerga-Kämpfer der Stadt. Dagegen kam die aus dem Süden vorrückende irakische Armee der IS-Hochburg nur langsam näher.

Im Westen Mossuls waren Kämpfe bislang ausgeblieben. Die schiitischen Milizen Haschd al-Schaabi erhielten den Auftrag, in das Gebiet zwischen Mossul und Syrien vorzustossen. «Unser Ziel ist, eine Flucht des IS nach Syrien zu verhindern», sagte ein Sprecher der beteiligten Schiiten-Miliz Asaib Ahl al-Hak. «Wir erwarten eine gewaltige und schwierige Schlacht.»

Die schlagkräftigen Schiiten-Milizen sollen auch die Stadt Tal Afar zurückerobern, die vor der Besetzung durch sunnitische IS-Kämpfer mehrheitlich von Schiiten bewohnt war. Die Einbeziehung der Schiiten spaltet allerdings die Anti-IS-Kräfte: Die Kurdenführung im Nordirak lehnt ihre Beteiligung ebenso ab wie die türkische Regierung.

Weitere Kämpfe gegen den IS gibt es auch in der Wüstenstadt Rutba in der Provinz Anbar etwa 450 Kilometer von Mossul entfernt. Dort versuchen die Extremisten, eine Offensive der Armee und von sunnitischen Kämpfern zurückzuschlagen. Rutba liegt an der Strasse, die Bagdad mit der jordanischen Hauptstadt Amman verbindet.

IS-Gräueltaten an Bevölkerung

Bei der Schlacht um Mossul begeht der IS nach UNO-Erkenntnissen offenbar Gräueltaten an der Bevölkerung. Im Dorf Tulul Naser südlich der Millionenstadt seien die Leichen von 70 Zivilisten gefunden worden, sagte der Sprecher des UNO-Hochkommissariats für Menschenrechte, Rupert Colville in Genf. Sie hätten Schusswunden aufgewiesen. Auch sollen 50 frühere Polizisten nahe Mossul umgebracht worden sein.

Nach UNO-Informationen wurden im Dorf Safina südlich von Mossul 15 Zivilisten getötet und ihre Leichen in einen Fluss geworfen, um Angst und Schrecken zu verbreiten. Sechs mutmassliche Angehörige von Anti-IS-Kämpfern wurden demnach an ein Auto gebunden und durch das Dorf geschleift.

Dem Sprecher zufolge gibt es auch Berichte, wonach IS-Kämpfer drei Frauen und drei Mädchen erschossen und vier weitere Kinder verletzten. Sie sollen bei einer Vertreibung nicht schnell genug mitgekommen sein, weil eines der Kinder behindert war.

Der IS hatte bereits auf seinem Vormarsch vor zwei Jahren Gräueltaten an der Bevölkerung begangen. So wurden viele Angehörige von Minderheiten getötet, versklavt oder vertrieben.

Treffen in Paris

Die Offensive auf Mossul war am Dienstag Thema des Treffens der Verteidigungsminister der USA, Deutschlands und anderer westlicher Staaten in Paris. Frankreichs Präsident François Hollande sagte zum Auftakt des Treffens, die mögliche Rückkehr von IS-Kämpfern in ihre Heimatländer sei Grund zur Sorge. «Wir müssen sehr wachsam sein.» Neben dem Irak geht es bei dem Treffen auch um die Lage in Syrien.

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