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Konkurs-Vorwürfe gegen Martin Stöckling

Mit dem Leistungsausweis von Stadtpräsidiums-Kandidat Martin Stöckling (FDP) sei es «nicht weit her». Das schreibt der Generalsekretär der kantonalen CVP in einem privaten Leserbrief. Als Beleg nennt er den Konkurs eines KMU, an dem Stöckling in führender Position beteiligt war. Dieser weist jegliche Schuld von sich.

Südostschweiz
20.10.16 - 09:52 Uhr
Politik

Jetzt packt die CVP die grosse Keule aus. Martin Stöckling, Anwärter der FDP auf das Stadtpräsidium von Rapperswil-Jona, sei verantwortlich für den Konkurs eines KMU. Diese Vorwürfe erhebt Ralph Lehner in einem Leserbrief. Mit Stöcklings Leistungsausweis sei es daher «nicht weit her».

Lehner, Generalsekretär der kantonalen CVP, sagt, er habe den Brief als Privatperson geschrieben. Er sei weder mit dem Präsidenten der Kantonal- noch mit jenem der Ortspartei abgesprochen. Es sei aber ein Thema, das er in Gesprächen mit Personen aus der Stadt aufgeschnappt habe, das sich aber niemand getraut habe, auf den Tisch zu bringen.

Investoren übernehmen KMU 

Lehners Vorwürfe basieren auf drei Artikeln aus der «Basler Zeitung» (BaZ). Bei jemandem, der vorgebe, besser zu kommunizieren als der amtierende Stadtpräsident, töne es seltsam, wenn eine Firma «wegen ihres eigenen Erfolgs» Konkurs geht, wie Stöckling von der BaZ zitiert wird.

Was ist passiert? 2011 wird das fast 80-jährige Solothurner Familienunternehmen Franz Dreier AG von vier Finanzinvestoren übernommen, darunter Martin Stöcklings Bruder Christian. Sie wollen in den Grossraum Zürich expandieren und glauben, dass sich aus der Firma «noch etwas mehr machen lässt». Nach gut zwei Jahren sind drei der vier Investoren weg. Stattdessen übernimmt Christian Stöckling sämtliche Anteile und holt Bruder Martin und Vater Hans Ulrich in den Verwaltungsrat. Nochmals anderthalb Jahre später, Ende April 2015, ist die Firma Konkurs, rund 50 Mitarbeiter werden entlassen. Zurück bleiben Forderungen der Gläubiger von über 12 Mio. Franken.

«Es stimmt, die Firma wurde in den Ruin geführt», sagt Martin Stöckling. «Aber nicht von mir.» Im Gegenteil, er habe versucht, die Firma zu retten, als es schon zu spät gewesen sei. Als Hauptschuldigen bezeichnet Stöckling Mitinvestor Georg Burkhart, der als Verwaltungsratspräsident und Geschäftsführer in Personalunion die Firma in anderthalb Jahren an die Wand gefahren habe. «Er akquirierte Aufträge mit minimalen Margen und ohne Rücksicht auf die Ressourcen der Firma.» Als guter Verkäufer habe er dem Verwaltungsrat – «und letztlich sich selber» – rund ein Jahr lang etwas vorgemacht. «Irgendwann wurde mein Bruder skeptisch und holte mich als Anwalt für den Turnaround als Verwaltungsratspräsident», erklärt Stöckling. Das war Ende 2013. «Ich habe das Amt als Mandat ausgeführt und war nie am Unternehmen beteiligt», betont Stöckling.

Wieso alles schlagartig passierte

Dass man die Überschuldung des Betriebs «schlagartig realisiert» habe, habe mit der Natur von Projektgeschäften zu tun. «Durch die Anzahlungen wird zuerst viel Liquidität in die Firma gespült», so Stöckling. Als sich ein ums andere Projekt als schlecht aufgezogen entpuppt habe und die Restzahlungen der Auftraggeber ausgefallen seien, sei das Kartenhaus zusammengebrochen. «Die Firma wäre nur noch mit dem Einsatz gewaltiger finanzieller Mittel zu retten gewesen», so Stöckling.

Dass sich Beteiligte bei der Zerstörung der Firma bereichert haben, wie anonyme Mitarbeiter in der BaZ zitiert werden, bestreitet Stöckling vehement. Der fehlbare Geschäftsführer habe nicht «bis zu 30 000 Franken im Monat» kassiert, sondern 12 000 Franken. Einmal habe er einen Bonus in ähnlicher Höhe erhalten.

Auch die Investoren hätten sich nicht bereichert, sagt Stöckling. «Ansonsten würde inzwischen eine Verantwortlichkeitsklage vorliegen. Das ist nicht der Fall.» Diese Angabe liess sich gestern beim Konkursamt Solothurn nicht verifizieren. Der zuständige Sachwalter war abwesend.

Stöckling: Kein «Planungsbschiss»

Sein Bruder habe durch den Konkurs über zwei Millionen Franken verloren, so Martin Stöckling. Mit der Umnutzung des Industrie-Parks in eine Gewerbe-Wohnzone wollen die Stöcklings nun zumindest einen Teil des Verlusts wieder reinholen. «Und dafür sorgen, dass es in der 1200-Seelen-Gemeinde keine Industriebrache gibt.» Dass es sich dabei um einen «Planungsbschiss» handle, wie die BaZ schreibt, bestreitet Stöckling. «Der Kanton hat bei der Vorprüfung grünes Licht gegeben.»

Martin Borer (SP), Präsident der Standortgemeinde Kleinlützel SO, bestätigt dies. Er hoffe, dass das Projekt nach dem Verlust des zweitgrössten Arbeitgebers im Ort zum Fliegen komme. Die Vorgänge in der Firma könne er nicht beurteilen. Er hält den Brüdern Stöckling aber zugute, «dass sie gegenüber dem Gemeinderat und der Bevölkerung transparent informiert haben». 

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