×

Gehen kleine Bündner Tourismusorte künftig leer aus, Andreas Züllig?

«Kein Geld mehr nach dem Giesskannenprinzip»: Hotelleriesuisse-Chef Andreas Züllig will, dass nur noch das Ober- und Unterengadin, Arosa/Lenzerheide, Davos/Klosters und Flims/Laax gefördert werden. Der Bündner erklärt sich.

Südostschweiz
25.07.16 - 08:56 Uhr
Politik

In der gestrigen «Sonntags-Zeitung» forderte der Bündner Hotelbetreiber und Präsident von Hotelleriesuisse einen «Marshallplan zur Entwicklung der Bergregionen»: Gewisse Regionen oder Orte sollten nicht mehr gefördert werden, «weil es sich nicht rechnet», sagte der höchste Schweizer Hotelier. 

Regionen wie Vals sollten mit privaten Investoren ihre Weiterentwicklung fördern. Denn: «Wir können nicht mehr jedes Tal mit öffentlichem Verkehr erschliessen und Brücken bauen für 200 Einwohner.»

Eine Reaktion liess nicht lange auf sich warten. So zeigte sich beispielsweise CVP-Nationalrat Martin Candinas auf Twitter so gar nicht einverstanden mit der Idee. Dieser Vorschlag sei schlecht für unseren Kanton. «Gefördert werden muss die ganze Breite des touristischen Angebots», so Candinas. «Nicht nur die Spitze, sondern auch die erschwinglicheren ruhigeren Destinationen.»

Und der Politiker fährt fort: «Züllig öffnet die Büchse der Pandora. Beginnen wir damit, Regionen gegeneinander auszuspielen und nur noch wenige touristische Ballungsräume zu fördern, brauchen wir nicht zu staunen, wenn auf nationaler Ebene der Vorschlag kommt, das ganze Berggebiet sich selbst zu überlassen.»

Züllig erklärt sich

Drastisch sei seine Forderung nicht, erklärt Andreas Züllig auf Anfrage. Schliesslich seien in Graubünden gerade drei Industrien in der Krise: der Tourismus, die Energie- und die Baubranche. Deshalb brauche es irgendwann einen Masterplan, damit man diese Bergregionen als Lebens- und Wirtschaftsraum weiterentwickeln könne.

Der 57-jährige Hotelier betont, dass sich einige Regionen bereits erfolgreich zusammengeschlossen hätten - andere müssten dies noch tun und ihrer Destination ein klares Gesicht geben, damit der Gast wisse, was ihn erwarte.

Er könne die Kritik verstehen. Wenn man das Interview in der «Sonntags-Zeitung» lese, könne man es falsch verstehen. Es gehe ihm vor allem um eine klare Positionierung. Sein Vorschlag würde die Entvölkerung der Täler nicht noch weiter vorantreiben. Man müsse nun aber das Geld richtig einsetzen. Denn: Es würde eher knapper und nicht mehr. 

Wenn man weiterhin das Geld nach dem Giesskannenprinzip verteile, profitiere niemand davon, so Züllig. Man müsse sich von dem kommunalen und regionalen Denken verabschieden und die ganzen Dimensionen sehen.

Nicht nur Kritik

Die meisten Reaktionen, die er bisher auf seinen Vorschlag erhalten habe, seien positiv gewesen, erklärte der Hotelier. Auch Recherchen der Zeitung «Südostschweiz» zeichnen ein solches Bild.

Lob für Züllig hält nämlich beispielsweise der Flimser Tourismusfachmann Robert Wildhaber bereit: «In Destinationen wie Tschiertschen und Bergün stellen Subventionen blosse Pflästerchen dar, die die Wunden nachhaltig nicht zu heilen vermögen».

Und auch der Bündner Immobilienunternehmer Remo Stoffel äussert sich positiv – und das, obwohl Züllig «sein» Vals als einzige Gemeinde explizit als nicht mehr förderungswürdig bezeichnet. «Züllig hat schon recht: Wir müssen die Kräfte bündeln», betont auch Stoffel in der Zeitungsausgabe vom Montag. Gehe es den von ihm erwähnten vier Flaggschiffen unserer Tourismusregion gut, würden auch die Kleinen davon profitieren.

Kommentieren
Wir bitten um euer Verständnis, dass der Zugang zu den Kommentaren unseren Abonnenten vorbehalten ist. Registriere dich und erhalte Zugriff auf mehr Artikel oder erhalte unlimitierter Zugang zu allen Inhalten, indem du dich für eines unserer digitalen Abos entscheidest.
Mehr zu Politik MEHR